2014-04-27 08:50:07

Gelassenheit - Entspannung mit Papst Johannes XXIII.


RealAudioMP3 Die zehn Gebote der Gelassenheit heißen die zehn Leitsätze, die Papst Johannes XXIII. vor wohl etwa 100 Jahren aufgeschrieben hat. Diese unkomplizierte Lebensphilosophie ist noch heute weit verbreitet: Therapeuten, Selbsthilfegruppen und Seelsorger arbeiten damals wie heute mit diesen Grundsätzen. Es geht vor allem darum zu lernen, sich und seine Umwelt bewusst wahrzunehmen und bewusst in der Gegenwart, im Hier und Jetzt, zu leben.


„Denken wir an das Heute und überlassen wir uns dem Herrn, was den morgigen Tag angeht.“ - Das ist Gelassenheit nach Angelo Giuseppe Roncalli: Der spätere Papst Johannes XXIII hat der Welt mit seinen zehn Leitsätzen ein modernes Erbe hinterlassen. Der Franziskanermönch Helmut Schlegel ist Leiter des Heilig Kreuz–Zentrums für christliche Meditation und Spiritualität in Frankfurt am Main. Die zehn Gebote der Gelassenheit sind Teil seiner Arbeit. Er weiß, warum das Thema für Johannes XXIII. so wichtig war:

„Gerade Gelassenheit war für ihn etwas, das er sich erarbeiten musste. Das war er nicht von Natur aus, also er war nicht einfach so der liebevolle Mensch, den wir als Papst Johannes XXIII. kennen, er hat schon auch mit seiner Persönlichkeit gerungen. Und deswegen hat er sich diese Grundsätze in die Seele geschrieben. Also jetzt nicht die Gelassenheit schlechthin, sondern zu sagen: Heute nehme ich mir das vor, und nur heute, das reicht. Morgen ist es vielleicht wieder ganz anders.“


Die zehn Gebote der Gelassenheit seien kein verschultes Jahres- oder Lebensprogramm. „Roncalli kam es auf die geistliche Spur der kleinen Schritte an“, sagt Schlegel. Für ihn ist der erste Leitsatz der wichtigste und aktuellste:


„,Heute, nur heute, werde ich mich bemühen, den Tag zu leben ohne die Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.‘ – Sich zu beschränken auf das Jetzt, auf die Gegenwart, zu sagen: Heute ist genug. Überhaupt im Gegenwärtigen zu leben, in der Präsenz zu leben. Das ist auch etwas, was Menschen so fasziniert, weil sie gleichzeitig sowohl von ihrer Vergangenheit eingeholt werden, als auch eine weite Planung in die Zukunft machen müssen.“


Das sei einer der Gründe, warum die Gelassenheits-Grundsätze von vor ungefähr 100 Jahren immer noch so modern und aktuell seien. Schlegel:


„Ich denke mir, zum einen ist es ja so, dass Menschen heute unter dem Gegenteil, unter dem Getriebensein leiden und natürlich im Stillen eine Sehnsucht in sich tragen, doch gelassen sein zu können.“


Genauso wie es Johannes XXIII. am eigenen Leib erfahren hat, ist auch Schlegel der Überzeugung: Gelassenheit kommt nicht auf Knopfdruck und fällt auch nicht vom Himmel. Gelassenheit braucht Training, spirituelle Übung:


„Das geistliche Leben ist für Johannes nicht etwas Hochfliegendes, sondern Alltagsbrot. Es kommt darauf an, alltägliche Dinge in den Blick zu nehmen, also Umgang mit Menschen, mit sich selbst, kommunikative Fragen, Arbeitsstil, Planung. Die Aufgabe, die jetzt auf dem Tisch liegt: damit gut umzugehen, darauf kommt es in diesen Leitsätzen an.“


Streng genommen ist Johannes XXIII. übrigens gar nicht selbst auf die Idee mit den zehn Geboten der Gelassenheit gekommen: Man geht davon aus, dass er damals eine Vorlage hatte. Eine englischsprachige Ordensschwester, eine Lehrerin, soll sich die Leitsätze der Gelassenheit für ihren Unterricht überlegt und dann an ihre Schüler verteilt haben.


(rv 26.04.2014 ms)









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