Ein Bischof in Österreich freut sich besonders über die Heiligsprechung von Johannes
XXIII.: Der emeritierte Wiener Weihbischof und Konzilszeuge Helmut Krätzl kann sich
nämlich noch gut an Begegnungen mit Papst Johannes erinnern. Er sieht im Gespräch
mit kathpress eine große Ähnlichkeit zwischen Johannes XXIII. und dem heutigen Papst
Franziskus. Johannes habe das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) einberufen, Franziskus
hingegen könnte der „dritte Konzilspapst“ werden, so Krätzl, der auch ein Buch über
das Konzil geschrieben hat.
„Für mich haben die beiden große Ähnlichkeiten.
Natürlich liegen mehr als fünfzig Jahre dazwischen, aber die freie Entscheidung und
das Zugehen auf die Menschen, das ähnelt sich doch sehr. Franziskus sagt: Für mich
ist der schönste Begriff für die Kirche der Leib Christi – ebenso formulierte das
das Konzil. Und dazu kommen noch die Betonung der Kollegialität der Bischöfe sowie
die Selbständigkeit der Ortskirchen.“
Papst Franziskus greife also „Liegengebliebenes
wieder auf“ und bringe es in einer veränderten Zeit und Gesellschaft neu zur Geltung.
Allerdings kann Krätzl angesichts der Heiligsprechungen von diesem Sonntag auch eine
gewisse Skepsis nicht verhehlen.
„Grundsätzlich bin ich nicht sehr dafür,
dass jetzt die Päpste der Reihe nach heiliggesprochen werden. Weil das auch eine Frage
der Ökumene ist.“
Gewisse Skepsis über Heiligsprechung von Päpsten
Der
Dialog mit anderen christlichen Kirchen und Gruppen könne belastet werden, weil gerade
das Petrusamt einen der wichtigsten Stolpersteine auf dem ökumenischen Weg darstelle.
Gemeinsam mit Johannes XXIII. war im Jahr 2000 auch der Papst des Ersten Vatikanischen
Konzils (1869-1870), Pius IX., selig gesprochen worden. „Uns hat das damals sehr
geärgert", gibt Krätzl zu. Durch die Bündelung dieser zwei unterschiedlichen Konzilspäpste
bei der damaligen Seligsprechung habe sich eine Zuordnung der beiden Konzilien ergeben,
die seines Erachtens nicht dem Reformanliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils gerecht
wurde. „Aber jetzt ist Pius IX. nicht dabei, und darüber bin ich sehr froh..."