„Warum sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ Das fragten Engel am Grab des auferstandenen
Jesus die Frauen am Ostermorgen, nach dem Bericht des Lukasevangeliums. Um diese Frage
drehte sich an diesem Mittwoch auch alles bei der Katechese von Papst Franziskus während
seiner Generalaudienz auf dem römischen Petersplatz.
„Warum sucht ihr den
Lebenden bei den Toten? Diese Worte sind wie ein Meilenstein der Geschichte – aber
auch ein Stolperstein. Wenn wir uns nicht für die Frohe Botschaft öffnen, wenn wir
meinen, dass ein toter Jesus weniger stört als ein lebendiger Jesus. Wie oft haben
wir es in unserem täglichen Leben doch nötig, dass man uns fragt: Warum suchst du
den Lebenden bei den Toten? Wie oft suchen wir das Leben bei den toten Dingen, bei
Dingen, die kein Leben geben können, bei den vergänglichen Dingen...“
„Meilenstein
und Stolperstein“
Die Worte der Engel am Grab Jesu seien auch heute
an uns gerichtet, so der Papst: Sie rissen uns „aus unserem Egoismus und unserer Selbstgefälligkeit“.
„Wenn
wir uns von den irdischen Mächten verführen lassen und von den Dingen dieser Welt,
und wenn wir Gott darüber vergessen; wenn wir unsere Hoffnungen an weltliche Eitelkeiten
hängen, an Geld, an Erfolg, dann sagt uns das Wort Gottes: Warum sucht ihr den Lebenden
bei den Toten? Warum suchst du da herum? Das kann dir doch kein Leben geben! Ja, vielleicht
gibt es dir eine flüchtige Befriedigung, für eine Minute, einen Tag, eine Woche, einen
Monat – aber dann? Warum sucht ihr den Lebenden bei den Toten – dieser Satz sollte
in unser Herz eintreten, und wir sollten ihn wiederholen.“
Franziskus bat
die Besucher seiner Audienz, den Satz der Engel dreimal laut mit ihm zu sprechen,
und lud sie ein, ihn auch auf dem Weg nachhause heute noch einmal vor sich hinzusprechen.
Das werde ihnen gut tun, so der Papst, und er fügte an:
„Jeder auf einem
anderen Weg“
„Es ist nicht leicht, offen für Jesus zu sein. Es ist
nicht selbstverständlich, das Leben des Auferstandenen und seine Präsenz unter uns
zu akzeptieren. Das Evangelium zeigt uns unterschiedliche Reaktionen auf den Auferstandenen:
den Apostel Thomas, der eine Bedingung stellt; Maria Magdalena, die ihn sieht, aber
zunächst nicht erkennt; die Emmausjünger, die deprimiert sind und den geheimnisvollen
Weggefährten erst am Ende des Weges erkennen. Jeder auf einem anderen Weg! Sie suchten
den Lebenden bei den Toten, und der Herr selbst korrigierte ihren Kurs. Und was mache
ich? Welchem Kurs folge ich, um den lebenden Christus zu treffen? Er wird immer in
unserer Nähe sein, um unseren Kurs zu korrigieren, wenn wir es falsch gemacht haben.“
Die
Frage der Engel, so Papst Franziskus weiter, bringe uns dazu, nicht länger zurück-,
sondern vorwärtszuschauen. Jesus sei nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart und Zukunft.
Er erneuere ständig seinen Leib, die Kirche, und lasse sie auf ihn zugehen. „Gehen
wir nicht zu den Gräbern, die uns leere Versprechungen machen und uns dann nichts
geben“, so der Papst wörtlich. Noch einmal wendete er die Frage der Engel ins Heute:
„Warum
suchst du den Lebenden bei den Toten, indem du dich in dich selbst verschließt nach
einem Scheitern, und indem du das Beten aufgibst? Warum suchst du den Lebenden bei
den Toten, du, der du dich einsam fühlst, von den Freunden und vielleicht auch von
Gott verlassen? Du, der du die Hoffnung verloren hast, der du dich in deinen Sünden
gefangen fühlst? Kommen wir heraus aus unseren Trauerräumen und öffnen wir uns für
die Horizonte der Freude und der Hoffnung. Dieser Hoffnung, die die Steine von den
Grabeingängen wegrollt und uns dazu ermuntert, die Frohe Botschaft zu verkünden, die
neues Leben für die anderen zu schaffen vermag.“
Gegen Ende der Audienz
bedankte sich Papst Franziskus für viele Glückwünsche, die ihn zu seinem Namenstag
erreicht hätten. Mit bürgerlichem Namen heißt er Jorge, und der 23. April ist der
Tag des heiligen Georg.