2014-04-23 11:00:36

Warum sie heilig sind


Dass Päpste auch Heilige sind, ist in der Kirchengeschichte eher die Ausnahme als die Regel gewesen. Umso mehr fällt auf, dass am nächsten Sonntag gleich zwei Päpste der Neuzeit die Aufnahme ins Heiligenregister der Kirche gelingen wird. Warum waren Angelo Giuseppe Roncalli und Karol Wojtyla eigentlich heilig? Die Antwort darauf kennen der Franziskanerpater Giovangiuseppe Califano und der polnische Priester Slawomir Oder am besten: Die beiden waren die Anwälte (lateinisch: Postulatoren) der zwei Päpste in ihren – getrennten – Heiligsprechungs-Verfahren. Jetzt stellten sie sich in Rom der Presse. Dabei sagte Califano über ‚seinen’ Papst Johannes:

„Schon als junger Seminarist schrieb er im Alter von fünfzehn Jahren: ‚Ich erneuere meinen Vorsatz, wirklich ein Heiliger zu werden, und ich werde das durch vier Entschlüsse tun, die ich ins Werk setzen werde: einen Geist der Einheit mit Jesus, Sammlung in seinem Herzen, Beten des Rosenkranzes, und bei allem, was ich tue, meiner selbst bewusst sein.“

Heiligkeit als Wille und Vorstellung: Pater Califano zeichnet Angelo Giuseppe Roncalli, den Papst des Zweiten Vatikanischen Konzils, als demütigen, einfachen Menschen, der sich ganz der göttlichen Barmherzigkeit überlassen habe. Gott sei alles, er selbst sei nichts, habe der Papst sich jeden Abend vorgesagt.

„Er hat der Kirche neue Horizonte eröffnet, indem er eine Synode für das Bistum Rom und schließlich das Ökumenische Konzil einberufen hat. Er war in der Lage, einfach und direkt zu kommunizieren, mit Metaphern aus dem täglichen Leben, und fand dadurch gleich einen Zugang zum Herzen der Menschen.“

‚Papa buono’ nannten die Italiener Papst Johannes schon zu Lebzeiten, und gleich nach seinem Tod 1963 setzte für ihn Verehrung ein. Aber Pater Califano findet, man solle das mit dem ‚guten Papst’ (oder: ‚Papst der Güte’) nicht übertreiben.

„Das war kein allgemeines, angewandtes Gutmenschentum, sondern ein Synonym für Liebe, für pastorales Genie, für Verständnis, Vergebung, Trost – in der Praxis also so, wie Jesus im Evangelium erscheint.“

Die „Wurzel der Heiligkeit“ von Johannes XXIII. finde sich „in der evangeliumsgemäßen Treue zur Stimme seines Herrn“, formuliert sein Anwalt. Einen anderen Akzent setzte der polnische Priester Stanislaw Oder, Postulator im Verfahren für seinen Landsmann Johannes Paul II. Karol Wojtyla habe schon in seiner Kindheit und Jugend seine ganze Familie verloren, das habe ihn tief geprägt:

„Vielleicht kommt sein starker Einsatz für das Leben und für die Nächstenliebe von dort her. Das war es, was die Menschen als Züge der Heiligkeit in seinem Leben wahrnahmen.“

Schon die Studienkollegen des künftigen Papstes hätten ihm an seine Tür die Worte ‚Zukünftiger Heiliger’ geschrieben. Von seinem Vater und von dem Erzbischof, der ihn ins Priesterseminar aufnahm, habe Wojtyla einen marianisch gefärbten, „einfachen Volksglauben“ übernommen, und hier liege auch eine starke Ähnlichkeit zu seinem Mit-Heiligen Johannes XXIII. Wie der Italiener Roncalli habe auch der Pole Wojtyla Einfachheit und Zugehen auf die Menschen mit einem gerüttelt Maß Hartnäckigkeit verbunden:

„Er brauchte die Menschen, die lebendige, einfache Kirche, aus dieser Art des Glaubens bezog er seine Kraft. Und seine mystische Tiefe brachte Johannes Paul dazu, das Geheimnis Gottes nahezu am eigenen Leib zu durchleben. Hier ist das Herz seiner Heiligkeit. Wenn wir einen Heiligen definieren sollten, dann würden wir wohl sagen: ein Mann Gottes. Johannes Paul war ein Mann, der in Gott die Quelle des Lebens zu finden wusste. Das Gebet war für ihn wie atmen, Wasser trinken, das tägliche Brot.“

In den Skandal um den Gründer der Legionäre Christi, Marcial Maciel Degollado, sei Johannes Paul II. in keiner Weise verstrickt gewesen, versicherte Oder. Alle entsprechenden Dokumente seien geprüft worden. Der Postulator wandte sich auch gegen die Behauptung, der frühere Erzbischof von Mailand, Kardinal Carlo Maria Martini, habe im Rahmen des Kanonisierungsverfahrens Vorbehalte gegen die Heiligsprechung von Johannes Paul geäußert.

(rv/kna 23.04.2014 sk)








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