In katholischen Kreisen Venezuelas wächst die Skepsis über eine friedliche Beilegung
der gesellschaftlichen Konflikte im Land. „Ich kann mich nicht mit jemandem zum Dialog
hinsetzen, der mich beleidigt”, kommentierte der Bischof von Ciudad Guayana, Mariano
Jose Parra Sandoval. Die Regierung müsse gerechter auftreten. „Wenn ich sehe, wie
die Opposition inhaftiert wird, aber gewalttätige Regierungsanhänger auf freiem Fuß
bleiben, glaube ich nicht mehr an Frieden“, so der Bischof. Obwohl der Friedensdialog
mittlerweile offiziell begonnen ist, wartet die Opposition noch auf Zeichen der Öffnung
vonseiten der Regierung.
Bei den seit zwei Monaten andauernden Protesten gegen
die sozialistische Regierung des sozialistischen Staatspräsidenten Nicolas Maduros
sind bisher fast 40 Menschen ums Leben gekommen. Die Demonstrationen richten sich
gegen die Lebensmittelknappheit, die hohe Kriminalität, Polizeigewalt und staatliche
Zensur. Die Regierung bezeichnete die Proteste als Putschversuch und ließ zahlreiche
Oppositionspolitiker unter dem Vorwurf verhaften, für die Gewalt verantwortlich zu
sein. Menschenrechtsorganisationen erheben schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitskräfte.
Die katholische Kirche rief beide Seiten in den vergangenen Woche wiederholt zu einer
friedlichen Lösung des Konflikts auf. Maduro bat den Vatikan um Vermittlung bei den
Gesprächen. In einem Schreiben an Papst Franziskus bat das Außenministerium vor einigen
Tagen, den vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin als Moderator nach
Caracas zu entsenden. Parolin war von 2009 bis zu seinem Wechsel an die Kurienspitze
in Rom 2013 Apostolischer Nuntius in Venezuela.