Ein Dutzend Kinder
tot, hundert Menschen verletzt. Im syrischen Bürgerkrieg sind offenbar wieder Chemiewaffen
eingesetzt worden - von welcher Seite ist unklar. In einem Interview mit dem Domradio
schätzt Frank Kraus, Leiter der Auslandsabteilung des katholischen Hilfswerks missio,
die derzeitige Lage im Hinblick auf Chemiewaffen ein. Der Einsatz von Chlorgas sorgt
für Spekulationen und Schock, auch weil die Vereinten Nationen diese Chemiewaffenarsenale
eigentlich vernichten wollten:
„Nach unserer Kenntnis ist der Prozess auch
noch nicht komplett abgeschlossen, und es hängt auch ein Stück davon ab, ob wirklich
alle Lager offengelegt wurden. Das ist natürlich für die Kontrolleure etwas schwierig,
herauszubekommen, in der Kriegssituation, ob wirklich alle Giftgaslager von der Regierung
benannt worden sind und auch benannt worden ist, wo vielleicht auch Rebellen an dieses
Gas gelangen konnten. Einige Chlorgase sind auch nicht so schwierig herzustellen,
das kann, je nach Ausmaß, auch im Nachhinein geschehen sein, dass man Chlorgas hergestellt
hat.“
Präsident Assad soll es laut aktuellen Meldungen geschafft haben,
Rebellen zurückzudrängen und in bestimmten Städten wieder die Oberhand zu gewinnen.
Doch kann vorerst nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob der jüngste Chlorgasanschlag
von den Assad-Truppen oder den Aufständischen getätigt wurde:
„Es ist ein
wirres Gelage mit den Anhängern und verschiedenen Gegnern Assads, denn das ist ja
nicht nur eine Gruppe und wahrscheinlich nicht nur eine Miliz, die auf Seiten von
Assad kämpft. Ich gehe nicht mehr davon aus, dass in dieser Lage wirklich noch jeder
immer die Hand ins Feuer legen kann, was der andere tut. Es ist durchaus denkbar,
dass es vom Assad-Regime explizit gemacht wurde, um weiter Gelände zu verteidigen
oder um Strafaktionen zu machen. Aber es ist genauso denkbar, dass eine der verschiedenen
Oppositionsmilizen aus derselben Taktik heraus versucht hat, das Chlorgas einzusetzen.“
Eine
positive Zukunftsperspektive in Syrien sieht Kraus nicht. Zwar ist der Winter überstanden,
doch die Lage der Flüchtlinge wird sich kaum verbessern. Vor allen Dingen sind neue
Kampfhandlungen zu erwarten, denkt Kraus.
„Wenn gerade Assad
meint, er hätte jetzt eventuell die Möglichkeit, durchzuschlagen, gehe ich davon aus,
dass er das mit aller Härte probieren wird, egal, was die internationale Gemeinschaft
sagt."