2014-04-16 11:28:40

Syrien: Giftgas und Elend


RealAudioMP3 Ein Dutzend Kinder tot, hundert Menschen verletzt. Im syrischen Bürgerkrieg sind offenbar wieder Chemiewaffen eingesetzt worden - von welcher Seite ist unklar. In einem Interview mit dem Domradio schätzt Frank Kraus, Leiter der Auslandsabteilung des katholischen Hilfswerks missio, die derzeitige Lage im Hinblick auf Chemiewaffen ein. Der Einsatz von Chlorgas sorgt für Spekulationen und Schock, auch weil die Vereinten Nationen diese Chemiewaffenarsenale eigentlich vernichten wollten:

„Nach unserer Kenntnis ist der Prozess auch noch nicht komplett abgeschlossen, und es hängt auch ein Stück davon ab, ob wirklich alle Lager offengelegt wurden. Das ist natürlich für die Kontrolleure etwas schwierig, herauszubekommen, in der Kriegssituation, ob wirklich alle Giftgaslager von der Regierung benannt worden sind und auch benannt worden ist, wo vielleicht auch Rebellen an dieses Gas gelangen konnten. Einige Chlorgase sind auch nicht so schwierig herzustellen, das kann, je nach Ausmaß, auch im Nachhinein geschehen sein, dass man Chlorgas hergestellt hat.“

Präsident Assad soll es laut aktuellen Meldungen geschafft haben, Rebellen zurückzudrängen und in bestimmten Städten wieder die Oberhand zu gewinnen. Doch kann vorerst nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob der jüngste Chlorgasanschlag von den Assad-Truppen oder den Aufständischen getätigt wurde:

„Es ist ein wirres Gelage mit den Anhängern und verschiedenen Gegnern Assads, denn das ist ja nicht nur eine Gruppe und wahrscheinlich nicht nur eine Miliz, die auf Seiten von Assad kämpft. Ich gehe nicht mehr davon aus, dass in dieser Lage wirklich noch jeder immer die Hand ins Feuer legen kann, was der andere tut. Es ist durchaus denkbar, dass es vom Assad-Regime explizit gemacht wurde, um weiter Gelände zu verteidigen oder um Strafaktionen zu machen. Aber es ist genauso denkbar, dass eine der verschiedenen Oppositionsmilizen aus derselben Taktik heraus versucht hat, das Chlorgas einzusetzen.“

Eine positive Zukunftsperspektive in Syrien sieht Kraus nicht. Zwar ist der Winter überstanden, doch die Lage der Flüchtlinge wird sich kaum verbessern. Vor allen Dingen sind neue Kampfhandlungen zu erwarten, denkt Kraus.

Wenn gerade Assad meint, er hätte jetzt eventuell die Möglichkeit, durchzuschlagen, gehe ich davon aus, dass er das mit aller Härte probieren wird, egal, was die internationale Gemeinschaft sagt."

(domradio 16.4.2014 no)








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