Palmsonntagsgottesdienst auf dem Petersplatz: „Bin ich wie Pilatus, wie Judas, wie
die Menge?“
Am Sonntag hat Papst Franziskus auf dem Petersplatz die Feierlichkeiten der Karwoche
eröffnet. Über 100.000 Menschen nahmen an der Messe zum Palmsonntag teil, in der des
Einzugs Jesu in Jerusalem gedacht wird. Zugleich fand der diözesane Weltjugendtag
statt. So nahmen Delegationen von Jugendlichen aus Rio und Krakau teil, den Orten
des letzten und des nächsten Weltjugendtags.
In seiner Predigt ermahnte Franziskus
zur Selbstkritik. Christen müssten sich stets fragen, ob sie Jesus nicht ebenso verraten
hätten, wie Judas dies getan habe. Viele verhielten sich auch wie die biblische Figur
des Pilatus und gingen schwierigen Situationen aus dem Weg und wüschen ihre Hände
in Unschuld. Jeder Christ müsse sich mit Blick auf die Leidensgeschichte Jesu fragen,
welche Rolle er selbst darin gespielt hätte, so Franziskus in seiner freigehaltenen
Predigt.
„Bin ich wie Pilatus? Wenn ich sehe, dass die Situation schwierig
ist, wasche ich mir dann die Hände, weiß ich dann meine Verantwortung nicht zu übernehmen
und lasse Menschen verurteilen oder verurteile sie selber? Bin ich wie jene
Menschenmenge, die nicht genau wusste, ob sie sich in einer religiösen Versammlung,
in einem Gericht oder in einem Zirkus befand, und Barabbas wählt? Für sie ist es gleich:
Es war unterhaltsamer, Jesus zu demütigen. … Bin ich wie diese Anführer,
die am folgenden Tag zu Pilatus gehen, um zu sagen: „Schau, der hat gesagt, er werde
auferstehen. Dass nur nicht noch ein Betrug geschieht!“; und die das Leben blockieren,
das Grab zusperren, um die Lehre zu verteidigen, damit das Leben nicht herauskommt?
Wo ist mein Herz? Welchem dieser Menschen gleiche ich? Möge diese Frage uns die ganze
Woche hindurch begleiten.“
Franziskus verwendete beim Gottesdient einen
neuen Kreuzstab – Ferula genannt - aus Olivenholz, gefertigt von Inhaftierten des
Gefängnisses von San Remo.