2014-04-10 11:24:37

UNO/Libanon: Patriarch gegen Fundamentalismen


RealAudioMP3 Nein zu jedwedem religiösen oder politischen Fundamentalismus: Das fordert der maronitische Patriarch Béchara Boutros Rai. Der Kardinal, der die größte christliche Gemeinschaft des Libanon leitet, sprach jetzt vor der UNO in Genf auf einer Nahost-Konferenz, bei der es um die Lage der Christen ging. In seinem Beitrag nannte er drei Punkte: Erstens seien die Christen eine soziale Bereicherung für die arabischen Länder; zweitens erlebe der gesamte Nahe Osten seit Jahrzehnten nur Unruhen – von der religiösen Revolution Khomeinis bis zum „Arabischen Frühling“; und drittens gebe zu viele Unklarheiten über die Zukunft Syriens. Gegenüber Radio Vatikan sagte der Kardinal im Anschluss an seine Rede vor der UNO:

„Wir sind sehr traurig von dem Tod von Pater Frans van der Lugt, den wir im Libanon sehr gut kannten und schätzten. Jeglicher Fundamentalismus ist falsch und schürt nur Gewalt, Terrorismus und Tod. Wer dies im Namen einer Religion tut, zerstört die Religion selbst. Fundamentalismus hat auch gar nichts mit Islam zu tun. Leider gibt es aber nicht immer Muslime, die sich klar von den Fundamentalisten distanzieren. Ich verstehe, dass sie vielleicht Angst haben, selber getötet zu werden. Das respektiere ich auch. Allerdings müssten Politiker und Machthaber alles tun, damit Fundamentalisten geschwächt werden. Leider ist es aber genau umgekehrt: Wir wissen doch alle, dass es Großmächte gibt, die Islamisten finanzieren und unterstützen.“

„Islamisten werden von Großmächten finanziert"

Patriarch Rai stellt die Bezeichnung „Bürgerkrieg“ für Syrien in Frage. Eigentlich müsse man von einem „Weltkrieg in Syrien“ sprechen, da der Einfluss ausländischer Mächte enorm sei.

„Wer den Frieden für Syrien nicht will, der lehnt auch jegliche politische Lösung ab. Das habe ich persönlich erlebt, seit vor drei Jahren dieser Krieg ausgebrochen ist. Als ich mich öffentlich für eine friedliche und politische Lösung aussprach, beschuldigte man mich, ich unterstütze das Regime in Damaskus. Ich bin nun froh, dass Papst Franziskus sich ebenfalls für eine politische Lösung eingesetzt hat. Wir dürfen nicht schweigen und sollten immer die Wahrheit sagen. Das sind doch auch die Grundpfeiler gewesen von Johannes XXIII., der nun heiliggesprochen wird. Das ist die prophetische Stimme der Kirche!“

„Syrischer Weltkrieg“

Der gesamte Nahe Osten stecke in einer tiefen Krise, wie es sie seit dem Ende des Osmanischen Reichs nicht mehr gegeben habe, so der maronitische Patriarch.

„Ausgangspunkt der heutigen Krise im Nahen Osten sind die Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern auf der einen Seite und der Konflikt zwischen Israelis und Arabern auf der anderen. Beim erstgenannten Konflikt geht es um territoriale Fragen, beim zweiten um zwischenstaatliche Beziehungen. Dass ein souveräner Staat wie Israel sich nicht an internationale Resolutionen hält, führt zu Frust und Wut. Dazu kommt dann die religiöse Komponente, die eigentlich gar nichts mit den genannten Problemen zu tun hat. Die Fundamentalisten nützen also die politische Situation aus, um religiösen Hass zu schüren. Nur wenn wir die Konflikte zwischen Israel und den Palästinensern sowie Israels mit seinen Nachbarstaaten lösen, dann können wir mit Hoffnung in die Zukunft blicken.“

(rv 10.04.2014 mg)







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