2014-04-09 11:02:34

D: „Bestürzung und Fassungslosigkeit“ über Missbrauch


Der ehemalige Limburger Generalvikar, Franz Kaspar, zeigt sich bestürzt über die Missbrauchsfälle im Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen. Kaspar war von 1970 bis 2006 Leiter der Behinderteneinrichtung. „Ich teile die Bestürzung und Fassungslosigkeit all derjenigen, denen im Sankt Vincenzstift Aulhausen Leid zugefügt wurde und denen Unrecht geschehen ist. Das tut mir unendlich leid und dafür bitte ich um Entschuldigung“, so der ehemalige Generalvikar in einem Schreiben, das am Dienstag veröffentlicht wurde. Es bezieht sich auf einen in der vergangenen Woche veröffentlichten Untersuchungsbericht. Darin steht, dass es auch nach 1970, und damit in Kaspars Amtszeit, im Vincenzstift sowie in der benachbarten katholischen Jugendhilfe Marienhausen Fälle von Gewalt und von Missbrauch gegeben hat. Insgesamt waren sieben Meldungen von ehemaligen Hausbewohnern eingegangen. Sie berichteten über körperliche, sexualisierte und psychische Gewalt. Gewalt- und Missbrauchsvorfälle in der Zeit von 1945 bis 1970 hatte bereits eine im vergangenen September von dem Stift veröffentlichte Studie belegt.

Er selbst habe bei seinem Amtsantritt neue Regelungen erlassen, die „jede Form von Übergriffen und Verletzungen physischer und psychischer Art“ verboten, gab Kaspar an. Dass sich im Rahmen einer Telefonerhebung nun mehrere Personen gemeldet haben, die missbraucht und misshandelt wurden, mache ihn „tief betroffen“, betonte er. Nach Ansicht der Anruferinnen und Anrufer habe Kaspar damals auf Informationen über derartige Vorfälle nicht angemessen reagiert, gab die Leiterin der Telefonerhebung, Annerose Siebert, Aussagen der Anrufer wieder. In der Studie zu Gewalt- und Missbrauchsvorfällen im Vincenzstift in der Zeit von 1945 bis 1970 war insbesondere Kaspars Vorgänger als Stiftungsdirektor, Rudolf Müller, als einer der Täter stark belastet worden. Der Geistliche hatte das Heim von 1958 bis zu seinem Suizid im Jahr 1970 geführt.

In seinem am Dienstag veröffentlichten Schreiben äußert Kaspar auch sein „tiefes Bedauern“ über die Krise im Bistum Limburg. Er hoffe, dass es zu einem „guten und erfolgreichen Neuanfang“ komme. Es war das erste Mal, dass sich der ehemalige Generalvikar seit dem Rücktritt Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst zu Wort meldete.

(kna 09.04.2014 fg)








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