Angelus: Herauskommen aus den Gräbern der Selbstsucht
Die Geschichte der
Auferweckung des Lazarus zeigt, bis zu welchem Punkt unsere Umkehr, unsere Änderung
gehen kann. Das sagte Papst Franziskus an diesem Sonntag beim Angelusgebet. Wie das
Evangelium an diesem fünften Fastensonntag berichtet, war Lazarus bereits seit drei
Tagen tot, als Jesus ihn wieder zum Leben erweckte. Vor dem Grab des Freundes stehend,
rief Jesus laut: „Lazarus, komm heraus!“ Dieser Schrei sei an jeden Menschen gerichtet,
„weil wir alle vom Tod gezeichnet sind“, sagte der Papst.
„Christus resigniert
nicht vor den Gräbern, die wir uns selbst gebaut haben mit unseren Entscheidungen
zum Bösen und zum Tod. Er lädt uns ein, befiehlt uns fast, aus dem Grab herauszukommen,
in das unsere Sünden uns geworfen haben. Er ruft uns beharrlich dazu auf, aus dem
Dunkel des Gefängnisses herauszukommen, in das wir uns selbst eingeschlossen haben,
indem wir uns mit einem falschen, selbstsüchtigen, mittelmäßigen Leben zufrieden gegeben
haben. Lassen wir uns ergreifen von diesen Worten, die Jesus heute jedem von uns wiederholt.
Lassen wir uns befreien von den „Binden“ des Stolzes.“
Es gebe keine Grenze
für die göttliche Barmherzigkeit, die uns allen geschenkt sei, so der Papst weiter.
Nach dem gemeinsamen Angelusgebet und dem Aufruf zur Versöhnung in Ruanda richtete
er seinen Blick auch auf den fünften Jahrestag des Erdbebens im mittelitalienischen
L´Aquila sowie auf die Opfer des Ebola-Virus in Guinea und den angrenzenden afrikanischen
Ländern.
Zum Abschluss ließ Franziskus auf dem Petersplatz mehrere tausend
Exemplare der Evangelien in Taschenformat verteilen. Die Mini-Bibel enthält auch die
Apostelgeschichte, einzelne Stellen aus dem Papstschreiben „Evangelii gaudium“ sowie
ein Gebet des seligen John Henry Newman. Heutzutage könne man die ganze Bibel im Handy
oder in im Tablet mit sich tragen, erklärte der Papst. „Es kommt darauf an, das Wort
Gottes zu lesen, mit allen Mitteln, es immer mit offenem Herzen zu empfangen.“
„An
den vergangenen Sonntagen habe ich immer geraten, sich ein kleines Evangelium zu besorgen,
das man bei sich trägt, um häufig darin lesen zu können. Dann habe ich an die alte
Tradition der Kirche gedacht, in der Fastenzeit die Heilige Schrift an die Taufbewerber
zu überreichen. …. Nehmt es, tragt es mit euch, und lest es jeden Tag: Es ist Jesus,
der zu euch spricht!“
Gleichzeitig schlug Franziskus nach dem christlichen
Motto „Frei habt ihr empfangen, frei sollt ihr geben“ einen Tausch vor: für dem Empfang
des Evangelienbüchleins sollten die Gläubigen einen Akt der Nächstenliebe setzen.