Queen zum Papst: „Entschuldigen Sie die Verspätung“
Das Mittagessen bei
Italiens Präsidenten Giorgio Napolitano dauerte doch länger als gedacht: Queen Elizabeth
II. hat zu Beginn ihres Treffens mit Papst Franziskus für ihre Verspätung um Entschuldigung
gebeten. Die beiden Staats- und Kirchenoberhäupter trafen sich am Donnerstagnachmittag
erstmals im Vatikan. „Entschuldigung, dass wir Sie warten ließen; wir hatten einen
sehr angenehmen Lunch“, sagte die Queen zu Beginn des Treffens. Die anwesenden Journalisten
durften kurz zuschauen, bevor dann das weitere Gespräch hinter verschlossenen Türen
stattfand.
In einem Nebenraum der Audienzhalle trafen sich der Papst und die
Königin; rund zwanzig Minuten dauerte ihre Unterredung. Über den Inhalt ließ der Vatikan
nichts verlauten. Es sei aber alles in herzlicher Atmosphäre geschehen, teilte Vatikansprecher
Federico Lombardi im Anschluss mit. Die Queen überreichte dem Papst einen Korb mit
Bio-Produkten; der Papst revanchierte sich mit einem Faksimile eines vatikanischen
Dokuments aus dem 17. Jahrhunderts und hatte sogar ein Geschenk für das „Royal Baby“
Prinz Georg, der im Juli auf die Welt gekommen ist - ein Urenkel der britischen Königin.
Bei dem Dokument des Papstes handelte sich um die Kopie eines Dekrets von Papst Innozenz
XI. von 1679. Darin gewährt der damalige Papst die Aufnahme des heiligen englischen
Königs Eduard des Bekenners (1004-1066) in den liturgischen Kalender der katholischen
Kirche. Der Gedenktag ist der 9. Oktober. Der heilige Eduard ist der Gründer der Westminster
Abbey und wird weiterhin als Patron der englischen Monarchen verehrt.
Aus Westminster
war übrigens ein weiterer Gast angereist: der ehemalige Erzbischof von Westminster
und Kardinal Cormac Murphy-O’Connor. Dieser ist ein langjähriger Freund von Papst
Franziskus. Wir fragten ihn hinterher, wie er das Treffen der Queen mit dem Papst
erlebt hat.
„Nun, zuerst muss ich gestehen, dass ich sehr glücklich bin,
dass diese Begegnung stattfinden konnte. Sie hat auch eine wichtige ökumenische Bedeutung
für den Dialog zwischen der katholischen und der anglikanischen Kirche. Das zeigte
sich beispielsweise in der Wahl des Geschenkes des Papstes. Eduard der Bekenner ist
für uns heute ein Brückenbauer zwischen beiden Kirchen, und das wollte Franziskus
wohl gerne betonen.“
Kardinal Murphy O´Connor war lange Zeit Vorsitzender
der Gesprächskommission zwischen Anglikanern und Katholiken (ARCIC).
„Der
Besuch der Queen im Vatikan festigt die Beziehung zwischen beiden Kirchen. Ich sage
oft, dass wir einen langen Weg vor uns haben, aber ich glaube fest daran, dass wir
eine Einheit erreichen können. Das ist ja gerade in England sehr wichtig, weil wir
als Christen eine wichtige gemeinsame Aufgabe als Zeugen des Glaubens haben, und dies
vor allem in einer immer stärker werdenden säkularen Gesellschaft.“