2014-04-04 14:59:24

Papstinterview: „Keine Angst vor der Angst haben“


RealAudioMP3 „Habt keine Angst davor, Angst zu haben“: Das sagte Papst Franziskus in einem Interview mit belgischen Jugendlichen. Das Gespräch, das am 31. März im Vatikan aufgezeichnet worden war, ist am Donnerstagabend vom belgischen Fernsehen ausgestrahlt worden. Franziskus erklärt auf die Fragen der Jugendlichen, er sei „glücklich“, von einem „inneren Frieden erfüllt“. Und er erklärt, warum ihm das Thema Armut so am Herzen liegt.

„Für mich ist hier das Herz des Evangeliums. Vor zwei Monaten habe ich jemanden sagen hören: ‚Dieser Papst ist ja ein Kommunist!’ Aber nein – das ist ein Banner des Evangeliums, nicht des Kommunismus. Armut ohne Ideologie. Ich glaube, dass die Armen im Zentrum der Verkündigung Jesu stehen. Es reicht, im Evangelium zu lesen. Das Problem ist, dass diese Option für die Armen im Lauf der Geschichte manchmal ideologisiert wurde.“

Auf die Frage einer nichtglaubenden jungen Frau äußerte sich der Papst auch zur Frage, ob er eine allgemeine Botschaft an die Jugend habe. Ja, die habe er, und zwar:

„Wir sind alle Geschwister. Egal ob Glaubende oder Nichtglaubende, egal welcher Konfession oder Religion man angehört, ob Jude, ob Muslim… wir sind alle Brüder und Schwestern. Der Mensch steht im Mittelpunkt der Geschichte. Und das ist für mich sehr wichtig: in diesem Augenblick der Geschichte ist der Mensch sozusagen herausgeworfen worden. Er spielt keine zentrale Rolle mehr und ist an den Rand gedrängt worden. Es sieht so aus, als ob derzeit vor allem die Macht und das Geld das sagen haben. Wir hingegen müssen für die Menschen – also für Männer und Frauen – arbeiten, die das Ebenbild Gottes sind.“

Die derzeitige westliche Kultur sei geprägt von einer Wegwerfgesellschaft, so der Papst weiter. Vor allem die Jugend leide darunter. Franziskus nannte die hohe Jugendarbeitslosigkeit etwa in Italien, wo fast die Hälfte der jungen Menschen keinen Job hätten.

„Es gibt aber einige junge argentinische Politiker, die konkrete Maßnahmen erarbeitet haben. Ich bin glücklich darüber, weil sie – egal ob sie nun dem linken oder rechten politischen Spektrum angehören – eine neue politische Sprache sprechen. Das macht Hoffnung. Und ich denke, dass die Jugend dem Licht folgen und vorwärts gehen soll. Seid mutig! Das macht mich hoffnungsvoll.“

Zugleich räumte er vor den Jugendlichen ein, immer wieder Fehler zu machen, aber nicht immer aus ihnen zu lernen. „Denn ich bin stur“, sagte Franziskus. In vielen anderen Fällen habe er allerdings ein Fehlverhalten korrigiert. So sei er zum Beispiel früher zu autoritär gewesen. Mittlerweile wisse er, dass es wichtig sei, mit anderen zu reden und sich über die Dinge auszutauschen. Doch das sei ein langer Lernprozess gewesen, erzählte der Papst. Das Gespräch mit den jungen Belgiern war am Donnerstagabend im belgischen Fernsehen ausgestrahlt worden.

(rv/kna 04.04.2014 sk/mg)








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