2014-04-04 11:03:42

Libanon: „In Syrien wächst eine verlorene Jugend heran“


RealAudioMP3 Die Caritas im Libanon sieht die Zukunft des Nachbarlandes Syriens ausgesprochen pessimistisch. Der neue Präsident des katholischen Hilfsverbandes, Pater Paul Karam, ruft die internationale Staatengemeinschaft dazu auf, nicht nur politische Lösungen für den Konflikt in Syrien zu suchen, sondern bis dahin auch konkrete Maßnahmen für die Syrer zu erarbeiten. Die Zahl der in den Libanon geflüchteten Syrer hat nach neuesten UNO-Zahlen gerade die Millionengrenze überschritten. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der 47-jährige Karam:

„Als Diener der Frohen Botschaft und als Priester muss ich sagen, dass wir keine Angst haben dürfen; ich vertraue auf Gott. Dennoch dürfen wir nicht die Fakten übersehen: Der Libanon ist zwar klein, doch wir haben bereits über eine halbe Million Palästinenser aufgenommen, und hinzu kommen weitere 300.000 Ausländer. Was nun den Strom der syrischen Flüchtlinge betrifft, so müssen wir gestehen, dass dies enorme soziale, politische und humanitäre Herausforderungen für uns sind.“

Etwa ein Drittel der Bevölkerung im Libanon seien Flüchtlinge. Diese Aufgabe könne das kleine Land nicht ewig schultern.

„Die Regierung in Beirut hilft, so gut sie kann, und auch die Bevölkerung hat bisher ihr Bestes gegeben. Aber wir sind nun an einem Punkt angelangt, an dem wir diese Probleme nicht mehr alleine lösen können. Wir brauchen die Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft!“

Auch der Vorgänger von P. Karam sieht das so. Pater Simon Faddoul sieht vor allem die syrische Jugend in Gefahr. Er spricht von einer „verlorenen Generation“.

„Da lebt eine junge syrische Generation, die nur ein Klima des Konflikts kennt. Sie sprechen nur die Sprache des Kriegs und des Hasses. Auf kurze oder lange Sicht werden wir also eine weitere Kriegsgeneration erleben, leider.“

Ein großes Problem im Libanon sei, dass überhaupt nur ein Drittel der etwa 420.000 syrischen Kinder und Jugendliche eine Schule besucht.

„Das ist frustrierend für uns. Ich schäme mich auch, dass die meisten Flüchtlinge in sehr kleinen Zelten wohnen müssen. Oft ist der Boden nass... Aber so ist das halt. Viele Teenager sind in Schlägereien involviert und sind auch eine beliebte Zielgruppe für Anwerbungen von Fundamentalisten. Dass viele Waisen oder Halbwaisen sind, macht es für uns noch schwieriger, sie bei uns zu behalten und sie nicht in die Hände der Islamisten übergehen zu lassen.“

(rv 04.04.2014 mg)







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