Papstpredigt: Der Begegnung mit Christus entgegen gehen
Die Predigt des Papstes bei der Bußfeier am Freitag Abend in der Petersbasilika.
In
der Faste nzeit erneuert die Kirche im Namen Gottes den Aufruf zur Umkehr. Es ist
der Aufruf, sein Leben zu ändern. Sich zu bekehren ist keine Frage eines Momentes
oder einer Zeitspanne im Jahr, es ist eine Aufgabe, die das gesamte Leben lang dauert.
Wer von uns kann von sich behaupten, kein Sünder zu sein? Niemand.
Der Apostel
Johannes schreibt: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst
in die Irre und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist
er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht.“
(1 Joh 1:8.9) Genau dies geschieht auch in dieser Feier und an diesem ganzen Bußtag.
Das
Wort Gottes, das wir gehört haben, stellt uns zwei wesentliche Elemente des christlichen
Lebens vor. Der erste ist: Zieht den neuen Menschen an. Der neue Mensch, „nach dem
Bild Gottes geschaffen“, wird in der Taufe geboren. Dort empfangen wir das Leben von
Gott, der uns zu seinen Kindern macht und der uns in Christus in seine Kirche aufnimmt.
Dieses neue Leben erlaubt uns, die Wirklichkeit mit anderen Augen zu sehen, nicht
mehr abgelenkt zu sein von unwichtigen Dingen und Dingen, die keine Dauer haben. Deswegen
sind wir gerufen, das sündige Verhalten abzulegen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.
„Der Wert des Menschen liegt mehr in ihm selbst als in seinem Besitz“ (Gaudium et
Spes, 35).
Das ist der Unterschied zwischen dem deformierten Leben eines Sünders
und dem erleuchteten Leben der Gnade. Aus dem in Gott erneuerten Herzen des Menschen
kommt gutes Tun: Immer in der Wahrheit sprechen und Lügen vermeiden; nicht rauben,
besonders aber das teilen, was man hat, vor allem mit den Bedürftigen; nicht in Zorn
verfallen, in Groll und Rache, sondern sanft sein, großherzig und schnell im Vergeben;
nicht in üble Nachrede verfallen, die den guten Ruf der Menschen ruiniert, sondern
verstärkt auf die guten Seiten jedes Menschen schauen.
Das zweite Element:
In der Liebe bleiben. Die Liebe Christi währt für immer, sie hat kein Ende, weil sie
das Leben Gottes selber ist. Diese Liebe besiegt die Sünde und gibt Kraft, aufzustehen
und neu anzufangen, weil durch die Vergebung das Herz erneuert und verjüngt wird.
Unser Vater wird niemals müde, zu lieben, und seine Augen werden nie müde, dabei auf
die Straße zu schauen, auf der der Sohn, der weggegangen ist und verloren war, zurückkehrt.
Wir können hier von der Hoffnung Gottes sprechen.
Dieser Vater wird auch nicht
müde, den anderen Sohn zu lieben, der, obwohl immer bei ihm, doch nicht an der Barmherzigkeit
teilhat, an seinem Erbarmen. Gott ist nicht nur der Beginn der Liebe, sondern ruft
uns in Jesus Christus dazu auf, seine Weise des Liebens zu übernehmen: „Wir ich euch
geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben“ (Joh 13:34). In dem Maß, in dem Christen
diese Liebe leben, werden sie in der Welt glaubwürdige Zeugen Christi. Die Liebe kann
nicht ertragen, in sich selbst abgeschlossen zu sein. Durch ihre Natur ist sie offen,
verbreitet sich und ist fruchtbar, sie schafft immer neue Liebe.
Liebe Schwestern
und Brüder, nach dieser Feier werden viele von euch Verkünder, um anderen von der
Erfahrung der Versöhnung mit Gott zu berichten. „24 Stunden für Gott“ ist eine Initiative,
an der viele Bistümer auf der ganzen Welt teilnehmen. All denen, denen ihr begegnet,
könnt ihr von der Freude berichten, die Vergebung des Vaters empfangen und die volle
Freundschaft mit ihm wiedererlangt zu haben.
Wer die göttliche Barmherzigkeit
erfährt, fühlt sich dazu gedrängt, zum Akteur der Nächstenliebe unter den Entfernten
und Armen zu werden. In diesen kleinsten Brüdern erwartet uns der Herr (Mt 25:40).
Gehen wir dieser Begegnung entgegen! Und feiern wir dann das Osterfest in der Freude
Gottes!