Die Geschichte von Bischof Tebartz-van Elst und dem Bistum Limburg spannt sich über
mehr als fünf Jahre, und ganz verschiedene Dinge spielen dort zusammen und tragen
zur Dynamik des Falles bei. Eine Übersicht.
Im Januar 2008 wird Franz-Peter
Tebartz-van Elst in sein neues Amt als Bischof von Limburg eingeführt. Er war bis
dahin Weihbischof in Münster und tritt jetzt an die Stelle von Bischof Franz Kamphaus,
der aus Altersgründen in den Ruhestand geht. Noch vor dem Amtsantritt des neuen Bischofs
hatte das Domkapitel beschlossen, dass auf dem Domberg gebaut werden soll, damit künftige
Bischöfe dort eine Residenz beziehen können. Tebartz beginnt mit einer Strukturreform:
Bisherige Pfarreien werden, wie in anderen Diözesen auch, zu „Pastoralen Räumen“ zusammengelegt.
Das führt zu erster Kritik – wie auch in anderen Bistümern. Ab August 2008 ist Franz
Josef Kaspar als Generalvikar einer der engsten Mitarbeiter des neuen Bischofs.
2012:
Tebartz-van Elst und Kaspar waren in Indien, über den Erste-Klasse-Flug kommt es zum
Streit mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, weil Tebartz zunächst abstreitet,
wirklich erster Klasse geflogen zu sein. Es kommt zu staatsanwaltlichen Ermittlungen
zu einer eidesstattlichen Aussage des Bischofs.
Im Juni 2013 wird auf dem Limburger
Domberg das neue „Diözesane Zentrum“ eingeweiht. Etwa zehn Millionen Euro hat es nach
ersten Angaben gekostet, fast doppelt soviel wie ursprünglich geplant. Darüber regt
sich Unmut im Bistum und darüber hinaus, auch in einigen Medien wie etwa der „Frankfurter
Allgemeinen Sonntagszeitung“; der Unmut vermischt sich mit Widerstand gegen die Ausrichtung
der Bistumsführung unter Tebartz-van Elst. In einem Hirtenbrief wirbt der Bedrängte
Ende August, nachdem er in Rom mit der Bischofskongregation beraten hat, um Vertrauen
und verspricht Transparenz zum Bau des Diözesanen Zentrums. Im September kommt Vatikankardinal
Giovanni Lajolo, früherer Nuntius in Deutschland und genauer Kenner deutscher Befindlichkeiten,
zu einer als „brüderlicher Besuch“ deklarierten Visite an die Lahn. Ergebnis: Eine
Kommission der Deutschen Bischofskonferenz soll die Finanzierung des Diözesanen Zentrums
prüfen, und ihr Befund soll veröffentlicht werden.
In Rom hofft man, dass damit
das, was Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller eine „Kampagne“ gegen Limburgs Bischof
nennt, zum Erliegen kommen wird. Zumal auch Generalvikar Kaspar aus Altersgründen
in den Ruhestand geht. Doch im Oktober räumt das Bistum selbst ein, dass die Kosten
für das Diözesane Zentrum noch weit höher waren als bisher bekannt: etwa 31 Millionen
Euro nämlich. Ein Sturm bricht los; Priester, Laien, Medien fordern den Rücktritt
des Bischofs, einer seiner Vermögensverwaltungs-Berater behauptet, Tebartz habe das
Gremium belogen. Dieser verteidigt sich in der „Bild“-Zeitung, doch gleichzeitig kommt
es in der Affäre um den Erste-Klasse-Flug gen Indien zu einem Strafbefehl gegen ihn.
Daraufhin – wir schreiben Oktober 2013 – rückt auch der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, von seinem Limburger Amtsbruder ab.
Während
in Limburg zehn Strafanzeigen gegen Bischof Tebartz-van Elst erstattet werden, die
Prüfkommission der deutschen Bischöfe ihre Arbeit aufnimmt und viele Christen – auch
evangelische – im Protest aus der Kirche austreten, halten sich der bedrängte Bischof
und Zollitsch zeitgleich in Rom auf, zu Gesprächen mit dem Papst und der Kurienspitze.
Am 23. Oktober verordnet Papst Franziskus Bischof Tebartz-van Elst eine Auszeit außerhalb
des Bistums und setzt den designierten Generalvikar Wolfgang Rösch mit sofortiger
Wirkung in sein Amt ein. Rösch bricht sofort nach Limburg auf in der Hoffnung, etwas
Frieden ins Bistum zu bringen.
Kurz vor Jahresende, während sich Bischof Tebartz
in einem niederbayrischen Benediktinerkloster aufhält, wird das Strafverfahren wegen
seines Indien-Flugs nach Zahlung von 20.000 Euro eingestellt. Anfang März 2014 bringt
Erzbischof Zollitsch den fertigen Limburger Prüfbericht in den Vatikan – eine seiner
letzten Amtshandlungen als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Der Inhalt
des Berichts bleibt zunächst vertraulich, der Ball liegt im Feld von Papst Franziskus.
Bis zur Entscheidung von diesem Mittwoch.