2014-03-24 10:40:50

Georg Gänswein: Nur Jubeln ist zu wenig


RealAudioMP3 Der missionarische Schwung des Papstes erfasst alle, die sich davon erfassen lassen: Mit diesen Worten charakterisiert Erzbischof Georg Gänsweins den frischen Wind, den der Papst nicht aufhört, in die Kirche zu bringen. Gänswein war am Sonntag zu Gast in Mannheim, wo er zum Thema Papst Franziskus und die Deutschen sprach. Im Domradio warnte er im Anschluss davor, bei einer oberflächlichen Begeisterung stecken zu bleiben.

„Wenn Begeisterung sich nicht in die Glaubenspraxis hinein verwirklicht, dann ist das wie ein Strohfeuer, das keine Glut entfacht. Es ist wichtig, das Neue, das Schwungvolle und Erfreuliche, das mit Franziskus jetzt da ist, hineinzunehmen und sich auch anstecken zu lassen im eigenen Glaubensleben. Nur Jubeln ist zu wenig. Es müssen schon auch konkretere Fakten kommen.“

Auffällig am Papst ist, dass er über die Kurie hinaus viele inhaltliche Fragen mit alten Vertrauten bespricht, er greift zum Telefon und empfängt formlos immer wieder Menschen. Daraus wurden dann Initiativen wie etwa das Friedensgebet für Syrien. Für Kurienerzbischof Gänswein ist dies aber nur ein Teil der Art und Weise, wie der Papst sich informiert.

„Es ist ein Informationsnetz. Es gibt amtliche Informationsquellen, die Nuntien, das Staatssekretariat. Es sind verschiedene Quellen, die auch über die Bischöfe in den Vatikan hineinströmen, und dieser Informationssee ist schon sehr wichtig, um einfach Klarheit zu haben, was wirklich vor Ort los ist in der Politik, in der Seelsorge in den verschiedenen Diözesen und Ländern. Es ist eine sehr gute Informationspolitik da, die hilft, konkret zu sehen, wo ein Problem ist, das angepackt werden muss.“

Gerade von Deutschland gehe großer Druck auf die anstehenden Reformen aus, Erwartungshaltungen und Vorstellungen von dem, was sich ändern müsse. Gänswein, der in Rom das Amt des Präfekten des Päpstlichen Hauses ausübt, warnt aber davor, die deutsche Perspektive überzubetonen, die Druckmittel seien nicht auf allen Seiten gleich bedeutend.

„Ob die genauso als Druckmittel in Rom empfunden werden, das kann ich nicht beurteilen. Man muss auch sehen, für uns Deutsche ist Deutschland das wichtigste Land für den Vatikan. Für den Vatikan ist Deutschland ein wichtiges Land von vielen wichtigen Ländern. Und zur Zeit brennt es politisch und seelsorglich in anderen Ländern viel, viel mehr. Und es ist drängender, die Aufmerksamkeit dorthin zu lenken. Was nicht heißt, dass man die deutschen Anliegen nur zweitrangig behandelt.“

Franziskus könne die eine oder die andere Erwartung durchaus auch enttäuschen, so Gänswein. Alle Erwartungen müssten sich daran messen lassen, ob sie realistisch seien.

(domradio 24.03.2014 ord)








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