2014-03-21 19:22:43

Papst redet der Mafia ins Gewissen: „Kehrt um, bevor es zu spät ist“


Papst Franziskus hat an diesem Freitagabend mit Angehörigen von Mafia-Opfern zusammen in Rom gebetet. Die Vigil fand in der Kirche San Gregorio VII. nahe der Vatikanmauern statt. Der Gottesdienst stand im Zeichen des Gedenkens an die rund 15.000 unschuldigen Opfer des Organisierten Verbrechens aus den vergangenen Jahrzehnten in Italien.

Bekehrt euch, solange noch Zeit bleibt - es waren starke Worte, mit denen der Papst in seiner Ansprache Mitgliedern der Mafia ins Gewissen redete. Eindringlich appellierte er an Männer und Frauen, die das Organisierte Verbrechen unterstützen und Teil davon sind, sich zu bekehren. Der Papst war dabei sichtlich bewegt.

„Ich bitte euch, ändert euer Leben, bekehrt euch, hört auf, das Böse zu tun. Und wir beten für euch: bekehrt euch. Darum bitte ich euch auf Knien. Es ist für euer eigenes Wohl. Das Leben, das ihr jetzt lebt, gefällt uns nicht und wird keine Freude bringen, euch wird es nicht glücklich machen. Die Macht und das Geld, die ihr jetzt habt, aus vielen schmutzigen Geschäften und Mafia-Verbrechen, sind blutiges Geld und mit Blut befleckte Macht, und wird euch nicht ins andere Leben bringen. Bekehrt euch: jetzt ist noch Zeit, um nicht in der Hölle zu enden. Und die erwartet euch, wenn ihr auf dieser Straße weitergeht.“

Und Franziskus fuhr fort:

„Auch ihr habt einen Vater und eine Mutter gehabt, denkt an sie. Weint ein wenig und bekehrt euch.“

Zugleich machte Franziskus den Opfern der Mafia und ihren Angehörigen Mut. Dabei äußerte er die Hoffnung, durch eine Bekehrung der Herzen die Gesellschaft vom Übel der Gewalt, Korruption und Ungerechtigkeit befreien zu können - sozusagen von innen heraus, durch die Bekehrung eines jeden Einzelnen.

„Ich möchte mit euch eine Hoffnung teilen: Möge der Sinn der Verantwortung nach und nach über die Korruption siegen, in jedem Teil der Welt… Und dies muss von innen kommen, von den Gewissen ausgehen, und von dort aus die Verhaltensweisen, Beziehungen, Entscheidungen, das soziale Netz genesen lassen. Damit die Gerechtigkeit Raum gewinnt, sich ausbreitet, Wurzeln schlägt und den Platz der Ungerechtigkeit einnimmt.“

Er bete gemeinsam mit euch, bekräftigte der Papst. Und er rief zum entschiedenen Kampf gegen Unrecht und Korruption auf:

„Ich möchte mit euch für alle Opfer der Mafia beten, und ich tue das aus Herzen. Auch vor wenigen Tagen machte ein Verbrechen in der Nähe von Taranto selbst vor einem Kind nicht halt. Bitten wir gemeinsam darum, voranzugehen und uns nicht zu entmutigen, weiter gegen die Korruption zu kämpfen.“

Im Anschluss betete der Papst gemeinsam mit den Gläubigen das Ave Maria. Vor seinen Worten waren die Seligpreisungen aus dem Matthäusevangelium zu hören.

Gedenktag für Mafia-Opfer am Samstag
Papst Franziskus war am frühen Abend pünktlich in einem dunklen Kleinwagen vor die Kirche vorgefahren, die in Vatikannähe liegt. Zahlreiche Gläubige umsäumten die Zufahrtsstraße, winkten und klatschten begeistert. Vor der Kirche umarmte der Papst als erstes und sehr herzlich den italienischen Priester Luigi Ciotti, der ihn zur Gebetsvigil eingeladen hatte. Hand in Hand gingen sie in die Kirche hinein.
Don Ciottis Organisation „Libera“ ruft jährlich zu einem „Tag der Erinnerung und des Einsatzes“ gegen Mafia, Camorra und andere Verbrecherorganisationen auf, der in diesem Jahr am kommenden Samstag in Latina begangen wird.
In der Kirche begrüßte Franziskus Angehörige von Mafia-Opfern, darunter viele Kinder. Rund 900 Familien füllten den überschaubaren und schmucklosen Innenraum des Gotteshauses. Der Gottesdienst war durch Gebetsmomente, Musikeinlagen, persönliche Erinnerungen an die Opfer und Stille geprägt. Während der Begegnung wurden die Namen von Todesopfern – darunter auch 80 Kindern – verlesen. Insgesamt 842 Namen standen auf der langen Liste, eine Liste, die sich bis in die jüngste Zeit fortschreiben ließe. Angehörige trugen jeweils Abschnitte der Namenreihe vor.
(rv 21.03.2014 pr)








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