2014-03-20 12:38:26

Krim-Krise: Vatikan befürchtet eine Migrantenflut


RealAudioMP3 Die Krim-Krise zwischen Russland und der Ukraine wird die Migrationsströme in jener Region verzerren und für massenhafte Auswanderungen sorgen. Darauf weist der Untersekretär des Päpstlichen Migrantenrates, P. Gabriele Bentoglio, mit einiger Sorge hin. Der Vatikanvertreter sprach in diesen Tagen bei einer Konferenz im russischen St. Petersburg. Zwar ging es in der russischen Metropole nicht konkret um die Krim-Krise, im Gespräch mit unserem Korrespondenten ging P. Bentoglio aber dennoch darauf ein:

„Wir im Westen – also in Westeuropa - müssen uns auf eine Masseneinwanderung vorbereiten. Bereits jetzt kommen ja die meisten Migranten nicht unbedingt vom Mittelmeer auf Booten, sondern aus Osteuropa zu uns. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wird sicherlich viele Menschen in jener Region dazu bewegen, ihre Häuser zu verlassen. Viele werden nach Westeuropa auswandern wollen, aber auch Russland selber wird davon betroffen sein. Denn Migranten werden dorthin flüchten, wo sie glauben, dass sie auf offene Türen stoßen.“

Migration sei eines der Hauptmerkmale eines Konflikts, fügt P. Bentoglio an. Er ruft die Regierungen in Kiew und Moskau auf, einen Dialog einzugehen.

„Wir dürfen nicht vergessen, dass durch die Globalisierung jeder Konflikt mittlerweile Einflüsse auch auf den entferntesten Staat der Welt haben kann. Deshalb geht uns die Krim-Krise alle an, egal ob in Europa, Nordamerika oder Ozeanien. Die Ukraine hat noch eine weitere Besonderheit, die wir mit berücksichtigen müssen: Sie grenzt sowohl an Russland wie auch an die Europäische Union.“

Aber diese Brückenfunktion wird die Ukraine wohl nicht mehr lange innehaben. Davon ist zumindest der griechisch-katholische Priester Mychajlo Dymyd aus der Ukraine überzeugt. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, er glaube nicht, dass Russland nur die Krim „annektieren“ wolle und damit dann zufrieden sein werde.

„In Russland gibt es noch viele, die sich nicht damit abfinden können, dass es die Sowjetunion nicht mehr gibt. Ich bin davon überzeugt, dass der russische Präsident Wladimir Putin noch weitere Teile der Ukraine annektieren will. Konkreter: Nach der Ukraine ist Moldawien dran, mit der Region Transnistrien.“

Bei der russischen „Annektierungspolitik“ werde die ethnische Zugehörigkeit als Hebel eingesetzt. In der Ukraine sei dies die russischsprachige Bevölkerung, die als Volksgruppe innerhalb der Ukraine beschrieben werde, welche mit anderen Gruppen „im Konflikt“ stehe. Der griechisch-katholische Priester ist allerdings davon überzeugt, dass es in der Ukraine nicht zu einem Bürgerkrieg kommen wird. Dies sei auch nicht auf der Krim der Fall gewesen. Allerdings seien dort griechisch-katholische Priester in den vergangenen Tagen „verfolgt“ worden, indem sie von Unbekannten entführt und kurze Zeit später wieder freigelassen wurden.

„Aber ich habe nicht für die Christen auf der Krim Angst, egal welcher Konfession sie angehören. Vielmehr denke ich, dass die Krimtataren, die mehrheitlich Muslime sind, Angst haben sollten. Es gibt schon Anzeichen von rassistischen Handlungen gegenüber dieser Minderheit. Stalin hatte sie vor mehreren Jahrzehnten aus der Krim vertrieben, und wir laufen Gefahr, dasselbe nochmals mitanschauen zu müssen.“

(rv 20.03.2014 mg)







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