2014-03-13 14:41:01

Kardinal Marx: „Wo sind die positiven Botschaften?“


RealAudioMP3 Wo Marx drauf steht, soll auch Marx drin sein: In einem Interview für katholische Medien nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz beantwortete Kardinal Reinhard Marx so die Frage, wie viel vom Papst denn in ihm stecke. Es sei eine Grundintention Jesu, dass Innen und Außen zusammen passen. Inhaltlich sei er froh über die Impulse von Franziskus, etwa im Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium.

„Es ist manchmal auch sehr bedrängend geschrieben, aufrufend und appellativ! Deswegen fällt es sicher nicht ganz leicht zu sagen: Prima, das machen wir ja alles schon. Es ist schon ein Anspruch dahinter, aber das gefällt mir. Es gefällt mir, dieses Bedrängende und Aufrüttelnde, und weiß natürlich, dass wir uns auch in der Pflicht sehen müssen, da das Eine oder Andere zu tun.“

Menschen- und Weltzugewandtheit entdecke er im Papst mit einer Lust an Begegnungen. Er selber mache das wahrscheinlich etwas anderes, gelte aber auch nicht unbedingt als kontaktscheu, so Marx. Lernen könne die Kirche in Deutschland noch anderes, etwa den Umgang mit Gütern:

„Dass wir uns sehr kritisch fragen lassen: Wie gehen wir mit dem Geld um? Wofür wird es eingesetzt, woher kommt es, wie wird es verwandt? Da müssen wir auch in Deutschland noch einen Weg gehen, wie wir in den letzten Monaten ja gesehen haben.“

In dem Pressegespräch plädierte Marx auch für ein „ideologisches Abrüsten“ der Pastoral. Wo die Armen nicht in der Mitte der Kirche seien, sondern nur Objekte der Fürsorge, da sei die Kirche nicht wirklich Kirche Christi. Hier liege eine radikale Form der Evangelisierung, der sich die Kirche stellen müsse, jede Pfarrei und jedes Bistum.

Auf die Vielzahl seiner Ämter angesprochen betonte er, dass das jetzt nicht mehr alles zusammen passe, er habe in der Vergangenheit vielleicht die Gelegenheit verpasst, das eine oder andere auch abzugeben.

„Und deswegen muss man jetzt überlegen: Jetzt ist mal eine Gelegenheit, jetzt wollen wir mal durchforsten, was möglich ist und was nicht. Das wird nicht ganz einfach sein, da muss ich mir Gedanken machen, aber ich glaube nicht, dass ich all die Ämter, die ich jetzt habe, weiterführen sollte. Schwerpunkt muss an erster Stelle immer das Erzbistum sein, in dem man tätig ist als Erzbischof - das darf nicht vernachlässigt werden. Ich kann sicher auch nicht ganz einfach die Wünsche des Heiligen Vaters ignorieren, und die Bischofskonferenz braucht jetzt, glaube ich, auch wirklich in den ersten Jahren, in denen ich tätig sein werde, meine ganze Aufmerksamkeit und Kraft - naja, die ganze ja nicht... und da muss man mal sehen, wie man auch Arbeit aufteilen kann. Ich bitte um Verständnis, dass ich da heute keine Entscheidung fällen will, aber ich glaube, die Sorge mancher Mitbrüder, ‚er soll sich nicht zuviel zumuten', nehme ich gerne auf und möchte sie auch umsetzen.

Wichtig sei es auch weiterhin, auf die Dinge, die auf die Tagesordnung kämen wie die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle oder unlängst die Causa Limburg gut zu antworten, so Marx.

„Aber ich glaube schon, dass es wichtig wäre, zu überlegen, auch gemeinsam: Wo sind die positiven Botschaften, die wichtigen Botschaften des Evangeliums?, wie es der Papst ja auch tut, konzentriert auf die Mitte des Evangeliums, die wir einbringen in eine plurale Gesellschaft. Ich weiß, das ist nicht einfach, weil eine mediale Gesellschaft natürlich hungriger ist nach einem Skandal als nach einem Wort aus der Bibel... das ist mir klar.“

Eine neue Evangelisierung, wie sie sich der Papst wünsche, dürfe in Deutschland nicht „als eine Art Reconquista“, als „Wiedereroberung eines verloren gegangenen Territoriums“, verstanden werden. „Das geht nicht“, so der Kardinal wörtlich. Stattdessen gehe es um das persönliche Zeugnis jedes einzelnen Christen.

„Das ist ein langer Weg! Aber mir wäre schon lieb, wenn wir einige hausgemachte Probleme etwas beiseiteschieben könnten und wenn wir uns auf die Situation einstellen. Das beruhigt die Seele und gibt Kraft; sonst verdoppeln die Leute ihre Anstrengungen, und die Erfolge bleiben trotzdem aus, müssen ausbleiben, weil wir eine falsche Analyse der Situation haben. Weil wir denken, wir könnten etwas wiederholen und wiedergewinnen und müssten es auch… was nicht möglich ist.“

(domradio/rv 13.03.2014 ord)









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