Orthodoxer Kirchengipfel beendet – Konzil soll 2016 zusammentreten
Mit einer feierlichen
„Göttlichen Liturgie“ ist in Istanbul der orthodoxe Kirchengipfel zu Ende gegangen.
Die Führer aller selbständigen orthodoxen Kirchen hatten sich am Sitz ihres Ehrenoberhaupts,
des Patriarchen Bartholomaios I., in Istanbul zu einer sogenannten „Synaxis“ getroffen.
Dabei legten sie 2016 als Datum für ein Panorthodoxes Konzil fest. Im September 2014
soll dazu eine Vorbereitungskommission zusammentreten, um das Prozedere zu klären
und Entwürfe für die Konzilstexte zu schreiben. Ort des Konzils – offizieller Name
ist „Heilige und Große Synode der orthodoxen Kirche“ – wird Istanbul sein.
Der
Beschluss bedeutet einen Durchbruch; seit den sechziger Jahren waren Vorbereitungen
eines Panorthodoxen Konzils vor allem an Meinungsunterschieden zwischen dem Ökumenischen
Patriarchen und der Führung der russisch-orthodoxen Kirche gescheitert. Beide rivalisierten
um den Führungsanspruch über die weltweit 250 Millionen Orthodoxen; deutlich mehr
als die Hälfte von ihnen gehören zur russisch-orthodoxen Kirche. Nun machte in Istanbul
der Moskauer Vertreter, Metropolit Hilarion, den Weg zu einem baldigen Abhalten des
Konzils frei.
Es wird das erste orthodoxe Konzil seit der großen Kirchenspaltung
von 1054 – nach orthodoxer Zählung das erste Konzil überhaupt seit dem Jahr 787. Zum
ersten Mal seit weit über tausend Jahren wird die orthodoxe Christenheit also mit
einer Stimme sprechen; das kann sich, so denken Ökumene-Experten, nur positiv auf
die Beziehungen zwischen Orthodoxen und Katholiken auswirken. Die Vorbereitungen,
die im September starten, sollen zu Ostern 2015 abgeschlossen sein; im ersten Halbjahr
2015 soll außerdem noch einmal eine Panorthodoxe Konferenz zusammentreten.
Nur
die orthodoxe Kirche von Antiochien hat die Istanbuler Schlusserklärung nicht unterzeichnet
und auch nicht an der Schlussliturgie teilgenommen: Damit protestiert sie dagegen,
dass die „Synaxis“ in einem Streit zwischen dem Patriarchat von Antiochien und dem
von Jerusalem keine Stellung beziehen wollte. Der Streit, der sich um die Jurisdiktion
für orthodoxe Christen in Katar dreht, sei eine bilaterale Angelegenheit, so Bartholomaios
und weitere Kirchenführer, da wolle man sich nicht einmischen.
Die Erklärung
von Istanbul äußert „Bewunderung und Unterstützung für das Martyrium und Zeugnis“
vieler Christen in Afrika und im Nahen Osten. Mit Blick auf Syrien verurteilen die
Kirchenführer jedweden Terrorismus und religiös motivierte Gewalt, sie rufen zur Freilassung
der beiden entführten orthodoxen Bischöfe aus Aleppo auf. Und die getrennte orthodoxe
Kirche der Ukraine, das sogenannte „Patriarchat von Kiew“, bitten sie um die Rückkehr
in den Schoß der orthodoxen Kirchengemeinschaft.
Die Istanbuler Erklärung
äußert sich auch zur Wirtschaftskrise, zum Lebens- und zum Umweltschutz. Besondere
Aufmerksamkeit im Vatikan dürfte der Passus finden, der den synodalen Charakter der
kirchlichen orthodoxen Tradition herausstreicht. Die „Synaxis“ bekennt sich im übrigen
auch deutlich zur Ökumene: Die „Botschaft der Orthodoxie“ zu verbreiten, lasse sich
mit dem Dialog vereinbaren – dem Dialog mit Völkern und Kulturen, mit anderen Christen
und auch mit anderen Religionen.