Das Christentum ist
kein Regelwerk, keine Liste von Vorschriften, keine Religion für Heuchler. Das sagte
Papst Franziskus an diesem Freitag bei seiner Frühmesse im Vatikan. Er bezog sich
auf ein Streitgespräch Jesu mit Schriftgelehrten, von dem das Tagesevangelium berichtet.
„Wer
vom Herrn die Liebe eines Vaters empfängt und vom Sohn die Identität eines Volkes,
das alles aber in eine starre Ethik verwandelt, der weist dieses Geschenk der Liebe
zurück. Diese Heuchler sind gute Menschen, die tun alles, was man tun soll. Sie scheinen
gut! Sie sind Ethiker, aber Ethiker ohne Güte, denn sie haben den Sinn für die Zugehörigkeit
zu einem Volk verloren! Der Herr gibt das Heil in der Zugehörigkeit zu einem Volk.“
Das
Fasten, das der Herr wünsche, sei das Fasten, „das sich um den Bruder kümmert und
sich seiner nicht schämt“. „Das schwierigste Fasten ist das Fasten der Güte“, so Franziskus
wörtlich.
„Wenn ich Almosen gebe, lasse ich dann das Geldstück einfach
fallen, ohne dem Bettler die Hand zu geben? Und falls ich ihn aus Versehen berühre
– wische ich mir dann gleich die Hand ab? Sehe ich ihm in die Augen? Wenn ich weiß,
dass jemand krank ist – gehe ich hin und besuche ihn? Weiß ich, wie man jemanden streichelt,
oder habe ich den Sinn dafür verloren? ... Wie wir an unserem Bruder, an unserer Schwester
handeln, danach werden wir im Gericht berurteilt werden!“