Papst trifft Weltkirchenrat: „Trennung nicht hinnehmbar"
Die Trennung der Christen
darf nicht einfach akzeptiert werden, „als ob es sich um eine hinnehmbare historische
Tatsache” handele. Das sagte Papst Franziskus an diesem Freitagvormittag einer Delegation
des Weltkirchenrates (ÖRK) im Vatikan. Unter der Leitung des Generalsekretärs des
ÖRK, Olav Fykse Tveit, sprach die Delegation aus Genf über die Entwicklung der ökumenischen
Gespräche. Der Papst betonte, wie wichtig dieser Dialog sei.
„Wenn Christen
den Ruf des Herrn, der eine Einheit wünscht, ignorieren, dann riskieren sie auch,
dass sie die Heilsbotschaft ignorieren. Denn der Herr hat sich selber durch seinen
Körper und der Kirche uns geschenkt.“
Papst Franziskus erinnerte auch an
die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils: In den vergangenen 50 Jahren wurden
große Fortschritte verzeichnet, doch es sei noch viel zu tun, damit die Einheit der
Christen eines Tages auch verwirklicht werde.
„Die Beziehung zwischen der
katholischen Kirche und dem Ökumenischen Rat der Kirchen hat seit dem Zweiten Vatikanum
viele Hindernisse beseitigt und indem die gegenseitigen Missverständnisse geklärt
wurden, konnten wir eine ehrliche ökumenische Zusammenarbeit aufbauen und uns gegenseitig
beschenken.“
Und ein besonderes Geschenk überreichte Fykse Tveit dem Papst
bei seinem Besuch im Vatikan: eine Erinnerung aus Bethlehem, wie er gegenüber Radio
Vatikan nach der Audienz verriet. Damit wollte der lutherische Pastor dem Papst etwas
Besonderes für seine Heilig-Land-Reise im Mai mitgeben.
„Ich habe etwas
aus Bethlehem geschenkt, um dem Papst an die Mauer zu erinnern, die es dort gibt und
die Menschen dort trennt, die eigentlich gemeinsam dort leben sollten – zumindest
in zwei Staaten. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, jegliche Friedensinitiative zu
unterstützen.“
Denn der Besuch im Heiligen Land, wo Franziskus auch den
Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios treffen wird, sei nicht nur für die Einheit
der Christen sondern auch für den Frieden in jener Region wichtig. Auch über weitere
ökumenische Themen wurde „sehr offen“ miteinander gesprochen, so Fykse Tveit. Papst
Franziskus habe in seinem ersten Pontifikatsjahr der Ökumene neue Impulse geben.
„Wir
haben besonders über die Möglichkeiten gesprochen, die wir jetzt für die Einheit der
Christen haben, und wie wir sie in neuen Formen ausdrücken könnten. Es geht um die
Frage, wie wir gemeinsam ein Zeugnis unseres Glaubens geben können. Es geht aber auch
um die Vermittlung der Freude des Evangeliums. Das hat Papst Franziskus ganz schön
in seiner Apostolischen Exhortation („Evangelii gaudium“, Anm. d. Red.) beschrieben.
Als Weltkirchenrat empfinden wir diese Zeit geprägt von einem starken Impuls von Papst
Franziskus. Ich habe ihm gesagt, dass er auch in unseren Kirchen einen starken Partner
für seine Vision sehen kann.“
Ein weiteres Stichwort in den Gesprächen
war der Umgang mit den Rändern der Gesellschaft. Papst Franziskus spreche immer davon,
an diese Peripherien zu gehen. Der ÖRK hat in jüngster Zeit – beispielsweise bei der
letzten Herbstversammlung in Südkorea – davon gesprochen „von der Randgesellschaft“
angesprochen zu werden. Ein Gegensatz?
„Die Verbindung ist ganz klar: Gott
selbst zeigt sich uns durch alle jene, die arm und unterprivilegiert sind. Auch dort
können wir Gott finden. Aber wir müssen diese Mitmenschen eine gute Botschaft mitgeben
und gleichzeitig zu dieser unserer Botschaft auch ihre Botschaft zuhören. Ich persönlich
empfinde immer wieder, dass der Glaube dort am stärksten ist, wo Menschen in großen
Schwierigkeiten und marginalisierten Welt leben. Diese Menschen sind nicht von Gott
marginalisiert.“
Das Gespräch des Papstes mit einem US-Evangelikalen und
die dazugehörende Botschaft via iPhone sei auch beim ÖRK auf Interesse gestoßen, so
der Generalsekretär des Weltkirchenrates.
„Ich finde, dass Papst Franziskus
in unterschiedlicher Weise versucht, eine persönliche Botschaft mitzuteilen. Das kann
er auch auf diese unterschiedliche Weise machen. Ich fand unsere heutige Konversation
eine sehr persönliche Begegnung. Das hat uns inspiriert. Welche Formen der Papst sonst
noch benutzt, so denke ich, dass dies eine Gabe von ihm ist. Er findet die richtigen
Worte und die richtigen Form zum richtigen Zeitpunkt.“