2014-03-02 12:42:33

Terror in Nigeria: "Soziale Reformen notwendig“


Nach einem schweren Anschlag im Nordosten Nigerias steigt die Zahl der Todesopfer. Lokale Medien berichteten am Sonntag von mehr als 40 Toten. In Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno, waren am Samstagabend zwei Autobomben explodiert. Ein Sprengsatz detonierte in einem belebten Stadtviertel, wo zahlreiche Menschen die Fernsehübertragung eines Fußballspieles verfolgten. Als Drahtzieher hinter den Anschlägen wird die Terrorgruppe Boko Haram vermutet, die vor allem im Norden des afrikanischen Landes versucht, durch Gewalt einen islamistischen Staat zu errichten. Viele fürchten eine Ausbreitung des radikalen Islam in Afrika. Efrem Tresoldi sieht hingegen eher soziale Gründe. Er ist Chefredakteur von „Nigrizia“, der Zeitschrift der Comboni-Missionare, einer in Afrika sehr aktiven katholischen Ordensgemeinschaft.

„In Nigeria gehören die Region Borno und Jobe zu den ärmsten des Landes mit einer Lebenserwartung von gerade einmal 47 Jahren und einem verbreiteten Analphabetismus. Eine gewisse Rachsucht ist unter den Menschen weit verbreitet wegen der vielen Ungerechtigkeiten auch von Seiten des Staates und wegen des Gefühls vergessen zu sein. Boko Haram kann solche Grausamkeiten nicht nur aufgrund der Indoktrination ihrer Kämpfer begehen, sondern auch wegen des Bedürfnisses nach Selbstjustiz gegenüber einem völlig ungenügenden Staat. Ist gibt also soziale und wirtschaftliche Hintergründe, die diese Gegenden zu einem fruchtbaren Boden für kriminelle Gruppen machen.“

300.000 Menschen sollen im Norden des Landes mittlerweile auf der Flucht sein. Tresoldi dazu:

„Die humanitäre Not ist ein gravierendes Problem, und sie muss mit Hilfe auch internationaler Organisationen angegangen werden. Aber die Lösung kann nicht allein die militärische oder polizeiliche Repression der Bewegung sein: Man muss wirklich Hand anlegen an soziale und wirtschaftliche Reformen, um der großen Mehrheit junger Menschen Hoffnung zu schenken, die sonst keinerlei Perspektiven haben.“

Seit Jahresbeginn sind bereits 549 Menschen in Nord-Nigeria dem islamistischen Terror zum Opfer gefallen. Seit der Ausrufung des Ausnahmezustandes in den Bundesstaaten Borno, Adamawa und Yobe am 14. Mai 2013 wurden 1.850 Christen und Muslime bei Überfällen von Boko-Haram-Kämpfern in Nord-Nigeria getötet.

(rv/kna 02.03.2014 mc)








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