2014-02-28 11:58:21

Papst nimmt Rücktritt von Kardinal Meisner an


RealAudioMP3 Joachim Kardinal Meisner ist nicht mehr Erzbischof von Köln. An diesem Freitag nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des 80jährigen an. Das gab der Vatikan am Mittag bekannt. Meisner war 25 Jahre lang Erzbischof in Köln, davor war er für neun Jahre Erzbischof von Berlin. Das vom Kirchenrecht vorgeschriebene Rücktrittsgesuch zum 75. Geburtstag hatte Papst Benedikt 2008 nicht angenommen. Meisner will weiterhin in Köln wohnen bleiben und sich in der Seelsorge vor allem für alte Priester und Ordensleute engagieren, hatte er wiederholt gesagt. Mit seinem Abschied geht eine Ära in der deutschen Kirche zu Ende: Meisner war Deutschlands dienstältester Bischof.

Von Berlin nach Köln

Ursprünglich hatte Joachim Meisner eine Lehre zum Bankkaufmann gemacht. Danach, mit 18 Jahren, trat der gebürtige Breslauer ins Priesterseminar in Magdeburg ein, machte Abitur, studierte Philosophie und Theologie und empfing im Dezember 1962 die Priesterweihe. Das Priesteramt sollte Meisner später als „das Beste“ bezeichnen, was ihm je passiert sei.

Dreizehn Jahre später wurde er zum Weihbischof des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen geweiht, bevor Papst Johannes Paul II. ihn 1980 zum Bischof von Berlin ernannte. Die beiden kannten sich schon seit Jahren. Auch zu Papst Benedikt XVI. hatte er ein gutes und persönliches Verhältnis. Nur drei Jahre nach der Ernennung zum Bischof von Berlin wurde Meisner in das Kardinalskollegium aufgenommen. 1989 – kurz vor der deutschen Einheit – kam er vom Papst ernannt nach Köln, was damals von Kontroversen begleitet war. Es war der Beginn einer Amtszeit, in der der Kardinal stets profiliert, streitbar und mit klarer Sprache auftrat. Kardinal Meisner scheidet die Geister. Er wusste Gegenwind zu erzeugen, wusste mit Gegenwind umzugehen und konnte auch selbst zum Sturm werden. „Herr, lass mich stehen, wo die Stürme wehen“, sei sein Jugendgebet gewesen, erklärte Meisner einmal.

„Bin dem Heiligen Vater dankbar“

Seit diesem Freitag nun ist der Kölner Bischofsstuhl vakant. „Ich bin unserem Heiligen Vater Papst Franziskus dankbar, dass er mir angesichts meines Alters die Last der Verantwortung für das Erzbistum Köln abgenommen hat“, sagte Kardinal Meisner zur Emeritierung. „Seit nun fast vier Jahrzehnten bin ich Bischof, davon 25 Jahre in Köln. In meinem ganzen Leben als Priester und Bischof ist es mir stets darum gegangen, in der Treue zum Evangelium und zur Kirche Christus berührbar zu machen. Ich danke Gott, der mich in diesem apostolischen Dienst gestärkt hat, und ich danke herzlich allen, die mich auf diesem Weg auf vielfache Weise begleitet haben, nicht zuletzt im Gebet. So Gott will und es meine Kräfte zulassen, will ich zukünftig gern seelsorglich dort für die Menschen da sein, wo ich gebraucht werde, allerdings befreit von der Verantwortung für das Erzbistum.“

Melzer leitet Erzbistum übergangsweise

Mit Meisners Emeritierung geht die Leitung des Erzbistums gemäß can. 419 des kirchlichen Gesetzbuches automatisch an den dienstältesten Weihbischof über. In Köln ist dies Weihbischof Manfred Melzer, der seit 1995 Weihbischof in Köln ist und zudem an diesem Freitag sein 70. Lebensjahr vollendet. Melzer leitet das Erzbistum, bis das Domkapitel einen Diözesanadministrator gewählt hat. Gemäß Kirchenrecht findet diese Wahl innerhalb von acht Tagen statt. Ein Diözesanadministrator leitet das Bistum bis zum Zeitpunkt der Inbesitznahme des Bistums durch einen neuen Bischof. Dann endet sein Amt automatisch, es sei denn er wurde selbst zum neuen Bischof ernannt.

In einem Abschiedsbrief wendet sich Joachim Kardinal Meisner noch einmal an alle Gläubigen im Erzbistum Köln. „ Ich wollte immer und überall die Freude an Gott bezeugen und vermitteln, weil sie ja die Stärke unserer Hoffnung ist“, schreibt er darin. Er „bitte alle sehr um Vergebung, wenn Ihnen mein Dienst nicht Stärkung, sondern vielleicht auch Ärgernis war“. Meisner wörtlich: „Der Herr möge alles ergänzen, was bruchstückhaft in meinem Dienst geblieben ist.“


Zollitsch: „Mann der klaren Worte“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof emeritus Robert Zollitsch, würdigte Kardinal Meisner in einer ersten Stellungnahme als einen „Mann der klaren Worte, der die Botschaft des Evangeliums und die Lehre der Kirche offensiv verkündet“. Meisner sei ein „unerschrockener Glaubenszeuge“, der auch gesellschaftliche Debatten angeregt habe. „Der Eifer für die Verkündigung des Evangeliums und besonders auch der Einsatz für den Schutz des menschlichen Lebens in all seinen Phasen kennzeichnen das Wirken Kardinal Joachim Meisners in der Nachfolge Jesu Christi“, so Zollitsch.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigt Meisner als „eine profilierte und außergewöhnliche Gestalt der katholischen Kirche in Deutschland“. An ihm beeindruckten vor allem „seine kraftvollen, bildreichen Predigten und seine überzeugende Liebe zur Kirche“. Meisner sei „jemand, der brennt“, so Marx. Er gehe davon aus, dass Meisner „weiter geistlich wirken“ werde. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken formuliert, an Meisner gewandt: „In Ihrem langjährigen Dienst als Erzbischof in Berlin und Köln haben Sie den Menschen in Ihren Bistümern und weit darüber hinaus immer wieder auf der Grundlage Ihres starken Glaubens Orientierung und in Entsprechung zu Ihrem Wahlspruch 'feste Hoffnung' geben können.“

(rv/pm/domradio 28.02.2014 sk)








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