Joachim Kardinal Meisner
ist nicht mehr Erzbischof von Köln. An diesem Freitag nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch
des 80jährigen an. Das gab der Vatikan am Mittag bekannt. Meisner war 25 Jahre lang
Erzbischof in Köln, davor war er für neun Jahre Erzbischof von Berlin. Das vom Kirchenrecht
vorgeschriebene Rücktrittsgesuch zum 75. Geburtstag hatte Papst Benedikt 2008 nicht
angenommen. Meisner will weiterhin in Köln wohnen bleiben und sich in der Seelsorge
vor allem für alte Priester und Ordensleute engagieren, hatte er wiederholt gesagt.
Mit seinem Abschied geht eine Ära in der deutschen Kirche zu Ende: Meisner war Deutschlands
dienstältester Bischof.
Von Berlin nach Köln
Ursprünglich
hatte Joachim Meisner eine Lehre zum Bankkaufmann gemacht. Danach, mit 18 Jahren,
trat der gebürtige Breslauer ins Priesterseminar in Magdeburg ein, machte Abitur,
studierte Philosophie und Theologie und empfing im Dezember 1962 die Priesterweihe.
Das Priesteramt sollte Meisner später als „das Beste“ bezeichnen, was ihm je passiert
sei.
Dreizehn Jahre später wurde er zum Weihbischof des Bischöflichen Amtes
Erfurt-Meiningen geweiht, bevor Papst Johannes Paul II. ihn 1980 zum Bischof von Berlin
ernannte. Die beiden kannten sich schon seit Jahren. Auch zu Papst Benedikt XVI. hatte
er ein gutes und persönliches Verhältnis. Nur drei Jahre nach der Ernennung zum Bischof
von Berlin wurde Meisner in das Kardinalskollegium aufgenommen. 1989 – kurz vor der
deutschen Einheit – kam er vom Papst ernannt nach Köln, was damals von Kontroversen
begleitet war. Es war der Beginn einer Amtszeit, in der der Kardinal stets profiliert,
streitbar und mit klarer Sprache auftrat. Kardinal Meisner scheidet die Geister. Er
wusste Gegenwind zu erzeugen, wusste mit Gegenwind umzugehen und konnte auch selbst
zum Sturm werden. „Herr, lass mich stehen, wo die Stürme wehen“, sei sein Jugendgebet
gewesen, erklärte Meisner einmal.
„Bin dem Heiligen Vater dankbar“
Seit
diesem Freitag nun ist der Kölner Bischofsstuhl vakant. „Ich bin unserem Heiligen
Vater Papst Franziskus dankbar, dass er mir angesichts meines Alters die Last der
Verantwortung für das Erzbistum Köln abgenommen hat“, sagte Kardinal Meisner zur Emeritierung.
„Seit nun fast vier Jahrzehnten bin ich Bischof, davon 25 Jahre in Köln. In meinem
ganzen Leben als Priester und Bischof ist es mir stets darum gegangen, in der Treue
zum Evangelium und zur Kirche Christus berührbar zu machen. Ich danke Gott, der mich
in diesem apostolischen Dienst gestärkt hat, und ich danke herzlich allen, die mich
auf diesem Weg auf vielfache Weise begleitet haben, nicht zuletzt im Gebet. So Gott
will und es meine Kräfte zulassen, will ich zukünftig gern seelsorglich dort für die
Menschen da sein, wo ich gebraucht werde, allerdings befreit von der Verantwortung
für das Erzbistum.“
Melzer leitet Erzbistum übergangsweise
Mit
Meisners Emeritierung geht die Leitung des Erzbistums gemäß can. 419 des kirchlichen
Gesetzbuches automatisch an den dienstältesten Weihbischof über. In Köln ist dies
Weihbischof Manfred Melzer, der seit 1995 Weihbischof in Köln ist und zudem an diesem
Freitag sein 70. Lebensjahr vollendet. Melzer leitet das Erzbistum, bis das Domkapitel
einen Diözesanadministrator gewählt hat. Gemäß Kirchenrecht findet diese Wahl innerhalb
von acht Tagen statt. Ein Diözesanadministrator leitet das Bistum bis zum Zeitpunkt
der Inbesitznahme des Bistums durch einen neuen Bischof. Dann endet sein Amt automatisch,
es sei denn er wurde selbst zum neuen Bischof ernannt.
In einem Abschiedsbrief
wendet sich Joachim Kardinal Meisner noch einmal an alle Gläubigen im Erzbistum Köln.
„ Ich wollte immer und überall die Freude an Gott bezeugen und vermitteln, weil sie
ja die Stärke unserer Hoffnung ist“, schreibt er darin. Er „bitte alle sehr um Vergebung,
wenn Ihnen mein Dienst nicht Stärkung, sondern vielleicht auch Ärgernis war“. Meisner
wörtlich: „Der Herr möge alles ergänzen, was bruchstückhaft in meinem Dienst geblieben
ist.“
Zollitsch: „Mann der klaren Worte“
Der Vorsitzende
der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof emeritus Robert Zollitsch, würdigte Kardinal
Meisner in einer ersten Stellungnahme als einen „Mann der klaren Worte, der die Botschaft
des Evangeliums und die Lehre der Kirche offensiv verkündet“. Meisner sei ein „unerschrockener
Glaubenszeuge“, der auch gesellschaftliche Debatten angeregt habe. „Der Eifer für
die Verkündigung des Evangeliums und besonders auch der Einsatz für den Schutz des
menschlichen Lebens in all seinen Phasen kennzeichnen das Wirken Kardinal Joachim
Meisners in der Nachfolge Jesu Christi“, so Zollitsch.
Der Münchner Kardinal
Reinhard Marx würdigt Meisner als „eine profilierte und außergewöhnliche Gestalt der
katholischen Kirche in Deutschland“. An ihm beeindruckten vor allem „seine kraftvollen,
bildreichen Predigten und seine überzeugende Liebe zur Kirche“. Meisner sei „jemand,
der brennt“, so Marx. Er gehe davon aus, dass Meisner „weiter geistlich wirken“ werde.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken formuliert, an Meisner gewandt: „In Ihrem
langjährigen Dienst als Erzbischof in Berlin und Köln haben Sie den Menschen in Ihren
Bistümern und weit darüber hinaus immer wieder auf der Grundlage Ihres starken Glaubens
Orientierung und in Entsprechung zu Ihrem Wahlspruch 'feste Hoffnung' geben können.“