2014-02-27 10:40:58

Kardinal Rodriguez: Franziskus bricht mit Moralismus



Papst Franziskus bricht nach Meinung seines Beraters Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga mit einem gewissen Moralismus in der Kirche. „Ich bin selbst Moraltheologe, aber ich fühle mich mit dem, was der Papst sagt, sehr wohl“, sagte der Erzbischof von Tegucigalpa im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zum ersten Jahrestag der Papstwahl. Moralismus sei „oft nicht die ethische Antwort auf den Anruf der Frohen Botschaft, sondern eher eine Zwangsjacke“. Man begegne Gott nicht in einem Lehrgebäude, sondern in „einer menschlichen Person, die uns ruft“, so Rodriguez.

Die vom Papst eingeleitete Kurienreform berge auch Risiken für Franziskus, sagte Rodriguez, der ein päpstliches Beratergremium von acht Kardinälen leitet. Es gebe Leute, die sagten, Franziskus mache eine Revolution. „Und ich hörte welche sagen, wir beten darum, dass er möglichst bald stirbt. Das ist schlimm - und solche Leute meinen, sie seien Christen“, so Rodriguez. In der Menschheitsgeschichte habe es allerdings immer schon Menschen gegeben, die sich gegen Veränderungen wehrten. „Das war schon bei den Schriftgelehrten so, die sich gegen unseren Herrn wandten.“

Als Papst habe sich Jorge Mario Bergoglio nicht gewandelt, sagte der Kardinal aus Honduras. „Er ist sein ganzes Leben derselbe geblieben. Aber die neue Perspektive hat ihm eine neue Leidenschaft verliehen. Als Erzbischof von Buenos Aires habe Bergoglio an den Ruhestand gedacht. Als er jedoch im Konklave „den Ruf erhielt, antwortete er voller Enthusiasmus“, so Rodriguez.

Der Kardinal lobte vor allem die einfache Ansprache von Franziskus. Die Römer seien sofort „völlig begeistert“ gewesen. Der theologische Zugang der Kirche habe oft „ein Niveau, das über die Köpfe der Leute hinweggeht“. Franziskus habe dagegen „die besondere Gabe, dass ihn die Leute unmittelbar verstehen“. Zudem schreibe der Papst mit seinen Gesten regelrechte Enzykliken, sagte Rodriguez. Zeichen wie der Besuch auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa gehörten gleichsam zu seiner Natur und seien „seine Art des Handelns“.

(kna 26.02.2014 gs)







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