Kardinal Koch: Hoffnung auf Papstbegegnung mit Bartholomaios
Der vatikanische Ökumene-Verantwortliche Kardinal Kurt Koch setzt große Hoffnung auf
die bevorstehende Begegnung von Papst Franziskus mit dem Ökumenischen Patriarchen
von Konstantinopel. Dieses Treffen solle die „Leidenschaft für Gemeinsames“ wieder
anfachen. Denn „wir sind letztlich eine Kirche“, betonte Koch bei einem Vortrag in
St. Pölten. Bartholomaios I. und Papst Franziskus werden sich im Mai in Jerusalem
begegnen. Allgemein galt Kochs Ansprache dem Gottesdienst. Koch rief dazu auf, „die
Schönheit der katholischen Liturgie“ wiederzuentdecken. Gerade auch im intensiven
Gespräch mit anderen christlichen Konfessionen sei ihm der „Reichtum der eigenen Riten
bewusst geworden“. Dabei könnte man viel voneinander lernen, sagte der vatikanische
Ökumene-Verantwortliche.
Von den evangelischen Christen könne etwa die Bedeutung
des Wortes Gottes für die Liturgie gelernt werden. Umgekehrt sei durch den ökumenischen
Dialog in der evangelischen Kirche die Wertschätzung für die Doxologie gestiegen,
so der gebürtige Schweizer, der seit Juli 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur
Förderung der Einheit der Christen ist. Von der orthodoxen Christenheit habe die römisch-katholische
Kirche die „kosmologische“ Bedeutung der Liturgie stärker erkannt. Die Liturgien des
Ostens seien stark von der Verschränkung der auf Erden gefeierten Liturgie mit der
himmlischen Liturgie durchdrungen. Umgekehrt könnten Orthodoxe von der katholischen
Kirche lernen, die Liturgie besser für die Gläubigen zu erschließen, etwa in der Diaspora.
Und Kirche sei „dort, wo Liturgie gefeiert wird“, erklärte der Kardinal. Auch
das Zweite Vatikanische Konzil spreche von der Liturgie als Wesensbestandsteil der
Kirche - mit der Feier der Eucharistie als Quelle und Höhepunkt. Es treffe die Kirche
also im Kern, wenn die Teilnahme an Gottesdienstfeiern zurückgeht. Auch das Zweite
Vatikanische Konzil habe die Erneuerung und Pflege der Liturgie zu einem vorrangigen
Anliegen gemacht, erinnerte Koch. Die Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“
betonte die tätige Teilnahme aller Glaubenden an der Liturgie, der leichtere Verstehbarkeit
der Liturgie und deren organische Entwicklung.
Als Problem in der heutigen
pastoralen Praxis bezeichnete Koch den Umstand, dass die Liturgietheologie des Konzils
praktizierende Glaubende voraussetze, „dass aber heute nicht mehr einfach von dieser
Voraussetzung ausgegangen werden kann“. Es gelte deshalb, katechumenale bzw. präkatechumenale
Feiern und sakramentale Liturgien zu unterscheiden gemäß dem Grundsatz, dass nicht
jede gottesdienstliche Feier bereits kirchliche Liturgie sei.