Großerzbischof Schewtschuk: „Janukowitsch soll sich bekehren“
Gegen den nun ehemaligen
ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch ist ein Haftbefehl erlassen worden. Ihm
wird Massenmord an Zivilisten vorgeworfen, teilte die Übergangsregierung am Montag
mit. Zuletzt war der langjährige Präsident der Ukraine am Sonntag auf der Halbinsel
Krim gesehen worden. Seitdem fehlt jede Spur von ihm.
Es ist nun die Zeit der
Bekehrung gekommen. Das sagte der Großerzbischof von Kiew und Halytsch, Svjatoslav
Schewtschuk, am Sonntagnachmittag. Das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche
der Ukraine ist in diesen Tagen in Rom, um die ukrainische Gemeinde in der Ewigen
Stadt zu besuchen. Schewtschuk hatte in den vergangenen Wochen Janukowitsch mehrmals
getroffen, um über Friedensverhandlungen zu sprechen. Der Großerzbischof hatte den
Präsidenten mehrmals öffentlich kritisiert und die Gewaltwelle angeprangert. Würde
er den abgesetzten Janukowitsch jetzt sehen, würde er ihm Folgendes sagen, so der
Großerzbischof:
„Er sollte sich bekehren! Das ist wichtig, damit er seine
Seele retten kann.“
In den vergangenen Wochen erlebte Schewtschuk ein Dilemma:
„Ich
fragte mich immer, ob es sinnvoll sei, mit diesen Politikern zu verhandeln oder nicht.
Ich war unschlüssig, weil es sich um Menschen handelt, die mein Volk umbringen. Das
war eine sehr schwierige Angelegenheit. Ich war an einem Punkt gelangt, an dem ich
nicht weiter konnte und jegliche Gespräche verweigerte. Doch zusammen mit anderen
(Kirchenführern) haben wir gedacht, dass es doch sinnvoll sei, alles zu unternehmen,
um die Gewalt zu stoppen.“
Schewtschuk hat die jüngsten Entwicklungen in
seinem Land vor Ort erlebt. In Rom wollte er nun weitere Hintergründe des Konfliktes
preisgeben.
„Ich habe hier die Geschichten der vielen Toten erzählt. Es
gab so viel Leid und Trauer. Das ist eine traurige Geschichte, die wir erleben mussten,
doch jetzt geht es darum, dass die Ukraine die Solidarität der Internationalen Staatengemeinschaft
erfährt. Das Gewissen der Europäer muss endlich aufwachen!“
Bei den Protesten
der vergangenen Wochen sei die Europa-Frage zentral gewesen, so Großerzbischof Schewtschuk.
„Jetzt
erst entsteht das Europaverständnis in der Ukraine. Da ist es wichtig, dass wir auch
unsere europäischen Mitbrüder auf unserer Seite spüren. Uns ist bewusst, dass wir
Ukrainer selber unsere Verantwortung übernehmen müssen. Das können wir aber nur zusammen
mit unseren Mitbrüdern in Italien oder den anderen europäischen Staaten machen. So
können wir eine gemeinsame Zukunft aufbauen.“