2014-02-21 10:51:31

Großbritannien: Vatikanfragebogen „keine Meinungsumfrage“


RealAudioMP3 Der Vatikanfragebogen zu Ehe und Familie war nicht als „Meinungsumfrage“ gedacht, sondern dient der Bestandsaufnahme.. Das stellte jetzt Erzbischof Vincent Nichols von Westminster klar. Der designierte Kardinal, der den roten Hut am Samstag von Franziskus aufgesetzt bekommt, dämpft im Gespräch mit Radio Vatikan zu große Erwartungen an die Bischofssynode zur Familie, die im Oktober im Vatikan stattfinden soll. Auf das Thema eingestimmt haben sich am Donnerstag und Freitag 150 Kardinäle aus aller Welt, die sich derzeit mit Franziskus im Vatikan austauschen. Erzbischof Nichols ist mit dabei.

„Wir müssen nun aufpassen und garantieren, dass die Leute nicht denken, dass das eine Meinungsumfrage war, die zu einer Neuanpassung von Richtlinien führt. Das war eine Übung des Zuhörens, ein Versuch, der Erfahrung der Menschen Beachtung zu schenken, ihrem Versuch, den Glauben in der Familie zu leben, und ihrer Erfahrung von Unterstützung (durch die Kirche, Anm. d. Red.) oder von fehlender Unterstützung.“

Der Erzbischof sieht deshalb keine Anpassung der kirchlichen Lehre zu Ehe und Familie an die veränderten Lebensverhältnisse als vielmehr Neuerungen in der pastoralen Praxis. Die ist für Nichols der Dreh- und Angelpunkt möglicher Reformen.

„Ich denke, das ist mehr ein pastorales Thema, es geht darum, Antworten auf die Lebenswirklichkeit der Menschen zu haben. (…) Bei vielen dieser Dinge geht es ja um die pastorale Praxis, und ich glaube wirklich, wir brauchen da eine Erneuerung. Es gibt eine lange Tradition der pastoralen Praxis, die zum Beispiel bis zum Heiligen Alfons zurückreicht. Und ich denke, wir haben einen Teil dieser Tradition, dieser Fähigkeiten, verloren auf der pastoralen Seite des kirchlichen Lebens.“

Papst Franziskus hatte am Donnerstag bei Eröffnung des Außerordentlichen Konsistoriums zur Familie vor den Kardinälen und Erzbischöfen betont, er erhoffe sich eine „intelligente und mutige Familienpastoral“. Nichols hat den Eindruck, dass die Menschen „die Aspiration der Kirche (in diesem Bereich, Anm.) teilen“: „Sie wollen wirklich ein permanentes, stabiles und fruchtbares Familienleben. Doch die Schwierigkeiten, die sie da haben, sind sehr real.“ Und davor dürfe die Kirche nicht die Augen verschließen, so der designierte Kardinal:

„Man muss den Druck anerkennen, unter dem sich die Leute befinden: Viele Menschen stehen unter großem sozialem Druck und dem Druck, die Familien zusammenzuhalten. Ich denke, wir müssen tief mitfühlend sein angesichts der aktuellen Lage dieser Menschen.“

In Großbritannien seien insgesamt 16.500 Antworten auf die Vatikanumfrage zur Familie eingegangen, gibt der Erzbischof an, unter den Teilnehmern seien 69 Prozent verheiratet gewesen. Anders als in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat die Bischofskonferenz in Großbritannien die Ergebnisse der Umfrage nicht publik gemacht. Warum? Dazu Nichols:

„Nun, wir sind vom Sekretär der Synode darum gebeten worden, die Antworten, die wir an den Heiligen Stuhl gesendet haben, nicht öffentlich zu machen. Ich bin damit einverstanden. Wir stehen dazu und werden uns zu gegebener Zeit damit befassen.“

Überhaupt hat es der Erzbischof von Westminster offenbar weniger eilig als einige Kollegen im deutschsprachigen Raum. Mit den Synoden zur Familie in 2014 und 2015 habe der Papst das Thema für die kommenden Jahre schließlich ganz nach oben auf die Agenda gesetzt, so Nichols: „Beeilen muss ich mich da also nicht.“

(rv 20.02.2014 pr)








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