Der Besuch von Papst
Franziskus im kommenden Mai in Jordanien bedeutet eine deutliche Stärkung der christlichen
Präsenz in diesem Land. Das betonte der katholische Patriarchalvikar für Jordanien,
Bischof Maroun Lahham, im „Kathpress“-Gespräch vor Ort.
Christen leben
in Jordanien in „stabilen und friedlichen“ Verhältnissen Im Vergleich zu
vielen Ländern des Nahen Ostens sei die Situation für die Christen in Jordanien sehr
gut, so Lahham. Er sprach von „stabilen und friedlichen“ Verhältnissen. „Kleinere
Probleme“ ließen sich in Zusammenarbeit mit den Behörden meist lösen. Das betreffe
etwa Fragen des Religionsunterrichts in staatlichen Schulen. Die Christen seien in
die jordanische Gesellschaft integriert, das haschemitische Königshaus mit König Abdullah
II. an der Spitze halte große Stücke auf die kleine christliche Minderheit, die nur
rund drei Prozent der Bevölkerung ausmacht, so Bischof Lahham. U.a. werde etwa das
kirchliche Schulwesen sehr geschätzt. 50 Prozent aller Schüler in diesen Einrichtungen
seien Muslime, so Lahham. Damit würden die kirchlichen Schulen einen wesentlichen
Beitrag zum gegenseitigen Respekt von Christen und Muslimen beitragen. Der Papstbesuch
sei auch als Würdigung der Politik des Königshauses zu werten.
Begegnung
mit König und Flüchtlingen Papst Franziskus wird am Samstag, 24. Mai, im
Rahmen seiner Heilig Land-Reise Jordanien besuchen. Zu einer Messe mit dem Papst im
Stadion der Hauptstadt Amman am Samstagnachmittag werden 50.000 Christen erwartet,
wie das Lateinische Patriarchat in Jerusalem mitteilte. An dem Gottesdienst sollen
auch 2.000 Erstkommunionkinder teilnehmen. Den Angaben zufolge reisen Patriarchen
und Bischöfe verschiedener christlicher Kirchen aus dem gesamten Nahen Osten an. Die
geplante Stadionmesse in Amman ist der dritte große Gottesdienst, der in der Al-Hussein
Sports City in der jordanischen Hauptstadt gefeiert wird. Im Jahr 2000 zelebrierten
dort Johannes Paul II. und 2009 Benedikt XVI. Franziskus wird in Amman auch mit König
Abdullah II. sowie syrischen Flüchtlingen zusammentreffen. Nach unbestätigten Angaben
zufolge will der Papst zudem auch die Taufstelle Jesu am Jordan besuchen.
Caritas
mit 600.000 Flüchtlingen konfrontiert Auf die Syrien-Krise angesprochen
meinte Bischof Lahham, dass niemand genau wisse, was in dem Land derzeit vor sich
gehe. Eines sei aber sicher: Militärisch sei der Konflikt nicht zu lösen. Große Verdienste
habe sich die Caritas Jordanien in der Betreuung der syrischen Flüchtlinge erworben,
von denen schon knapp 600.000 im Land seien. 95 Prozent dieser Flüchtlinge seien Muslime.
Die Caritas mache aber keinen Unterschied in ihren Hilfeleistungen aufgrund der Religionszugehörigkeit.
Stimmen,
wonach vor allem christliche syrische Flüchtlinge in Europa Aufnahme finden sollten,
wies der Patriarchalvikar zurück. Wenn nur irgend möglich, sollten die Christen in
der Region bleiben. Die christliche Präsenz im Orient dürfe nicht verloren gehen.
Die christliche Minderheit habe im Laufe der Jahrhunderte schon so manche schwierige
Periode überstanden.
35 Pfarreien, 45 Priester, 60 Schulen Genaue
Zahlen über die Christen in Jordanien gibt es nicht. Kirchenvertreter schätzen sie
auf 200.000 bis 220.000. Rund die Hälfte davon ist griechisch-orthodox und gehört
zum orthodoxen Patriarchat von Jerusalem, wobei die Sprache der orthodoxen Christen
- auch in der Liturgie - Arabisch ist. Bis zu 65.000 Gläubige gehören der römisch-katholischen
Kirche (Lateinisches Patriarchat von Jerusalem) an, 20.000 sind griechisch-katholisch.
Der Rest der Christen entfällt auf andere orthodoxe, orientalische und evangelische
Kirchen.
Die römisch-katholische Kirche betreut in Jordanien 35 Pfarren, 60
Schulen, vier Spitäler und eine Universität. Für die Seelsorge stehen Bischof Lahham
rund 45 Priester und 100 Ordensschwestern zur Verfügung.
Ökumenische
Vesper in der Grabeskirche Stationen des dreitägigen Besuchs (24. bis 26.
Mai) von Papst Franziskus im Heiligen Land sind außer Amman die Städte Bethlehem und
Jerusalem. Höhepunkte sind am Sonntag, 25. Mai, eine Messe in Bethlehem und danach
am Nachmittag eine Ökumenische Vesper mit Repräsentanten der im Heiligen Land vertretenen
Kirchen sowie mit Patriarch Bartholomaios I., Oberhaupt der orthodoxen Christenheit,
in der Grabeskirche von Jerusalem.
Patriarchalvikar Lahham erhoffte sich im
Kathpress-Gespräch von der Begegnung der beiden Kirchenoberhäupter deutliche Impulse
für die Ökumene. Es gehe nicht nur darum, im Dialog miteinander weiterzukommen, es
brauche endlich konkrete Schritte hin zu mehr Einheit zwischen den Kirchen, forderte
der Bischof. Er halte sowohl Franziskus als auch Bartholomaios in dieser Richtung
für sehr offen und aufgeschlossen.