2014-02-19 15:48:16

Jordanischer Bischof: Papstbesuch stärkt christliche Präsenz


RealAudioMP3 Der Besuch von Papst Franziskus im kommenden Mai in Jordanien bedeutet eine deutliche Stärkung der christlichen Präsenz in diesem Land. Das betonte der katholische Patriarchalvikar für Jordanien, Bischof Maroun Lahham, im „Kathpress“-Gespräch vor Ort.

Christen leben in Jordanien in „stabilen und friedlichen“ Verhältnissen
Im Vergleich zu vielen Ländern des Nahen Ostens sei die Situation für die Christen in Jordanien sehr gut, so Lahham. Er sprach von „stabilen und friedlichen“ Verhältnissen. „Kleinere Probleme“ ließen sich in Zusammenarbeit mit den Behörden meist lösen. Das betreffe etwa Fragen des Religionsunterrichts in staatlichen Schulen. Die Christen seien in die jordanische Gesellschaft integriert, das haschemitische Königshaus mit König Abdullah II. an der Spitze halte große Stücke auf die kleine christliche Minderheit, die nur rund drei Prozent der Bevölkerung ausmacht, so Bischof Lahham. U.a. werde etwa das kirchliche Schulwesen sehr geschätzt. 50 Prozent aller Schüler in diesen Einrichtungen seien Muslime, so Lahham. Damit würden die kirchlichen Schulen einen wesentlichen Beitrag zum gegenseitigen Respekt von Christen und Muslimen beitragen. Der Papstbesuch sei auch als Würdigung der Politik des Königshauses zu werten.

Begegnung mit König und Flüchtlingen
Papst Franziskus wird am Samstag, 24. Mai, im Rahmen seiner Heilig Land-Reise Jordanien besuchen. Zu einer Messe mit dem Papst im Stadion der Hauptstadt Amman am Samstagnachmittag werden 50.000 Christen erwartet, wie das Lateinische Patriarchat in Jerusalem mitteilte. An dem Gottesdienst sollen auch 2.000 Erstkommunionkinder teilnehmen. Den Angaben zufolge reisen Patriarchen und Bischöfe verschiedener christlicher Kirchen aus dem gesamten Nahen Osten an. Die geplante Stadionmesse in Amman ist der dritte große Gottesdienst, der in der Al-Hussein Sports City in der jordanischen Hauptstadt gefeiert wird. Im Jahr 2000 zelebrierten dort Johannes Paul II. und 2009 Benedikt XVI. Franziskus wird in Amman auch mit König Abdullah II. sowie syrischen Flüchtlingen zusammentreffen. Nach unbestätigten Angaben zufolge will der Papst zudem auch die Taufstelle Jesu am Jordan besuchen.

Caritas mit 600.000 Flüchtlingen konfrontiert
Auf die Syrien-Krise angesprochen meinte Bischof Lahham, dass niemand genau wisse, was in dem Land derzeit vor sich gehe. Eines sei aber sicher: Militärisch sei der Konflikt nicht zu lösen. Große Verdienste habe sich die Caritas Jordanien in der Betreuung der syrischen Flüchtlinge erworben, von denen schon knapp 600.000 im Land seien. 95 Prozent dieser Flüchtlinge seien Muslime. Die Caritas mache aber keinen Unterschied in ihren Hilfeleistungen aufgrund der Religionszugehörigkeit.

Stimmen, wonach vor allem christliche syrische Flüchtlinge in Europa Aufnahme finden sollten, wies der Patriarchalvikar zurück. Wenn nur irgend möglich, sollten die Christen in der Region bleiben. Die christliche Präsenz im Orient dürfe nicht verloren gehen. Die christliche Minderheit habe im Laufe der Jahrhunderte schon so manche schwierige Periode überstanden.

35 Pfarreien, 45 Priester, 60 Schulen
Genaue Zahlen über die Christen in Jordanien gibt es nicht. Kirchenvertreter schätzen sie auf 200.000 bis 220.000. Rund die Hälfte davon ist griechisch-orthodox und gehört zum orthodoxen Patriarchat von Jerusalem, wobei die Sprache der orthodoxen Christen - auch in der Liturgie - Arabisch ist. Bis zu 65.000 Gläubige gehören der römisch-katholischen Kirche (Lateinisches Patriarchat von Jerusalem) an, 20.000 sind griechisch-katholisch. Der Rest der Christen entfällt auf andere orthodoxe, orientalische und evangelische Kirchen.

Die römisch-katholische Kirche betreut in Jordanien 35 Pfarren, 60 Schulen, vier Spitäler und eine Universität. Für die Seelsorge stehen Bischof Lahham rund 45 Priester und 100 Ordensschwestern zur Verfügung.

Ökumenische Vesper in der Grabeskirche
Stationen des dreitägigen Besuchs (24. bis 26. Mai) von Papst Franziskus im Heiligen Land sind außer Amman die Städte Bethlehem und Jerusalem. Höhepunkte sind am Sonntag, 25. Mai, eine Messe in Bethlehem und danach am Nachmittag eine Ökumenische Vesper mit Repräsentanten der im Heiligen Land vertretenen Kirchen sowie mit Patriarch Bartholomaios I., Oberhaupt der orthodoxen Christenheit, in der Grabeskirche von Jerusalem.

Patriarchalvikar Lahham erhoffte sich im Kathpress-Gespräch von der Begegnung der beiden Kirchenoberhäupter deutliche Impulse für die Ökumene. Es gehe nicht nur darum, im Dialog miteinander weiterzukommen, es brauche endlich konkrete Schritte hin zu mehr Einheit zwischen den Kirchen, forderte der Bischof. Er halte sowohl Franziskus als auch Bartholomaios in dieser Richtung für sehr offen und aufgeschlossen.

(kap 19.02.2014 pr)







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