Die Genfer Friedensgespräche
für Syrien sind am Wochenende spektakulär gescheitert; vieles deutet darauf hin, dass
sich der Nahe Osten jetzt auf eine Art Dreißigjährigen Krieg einstellen muss. Immerhin
gibt es inmitten all der üblen Nachrichten aus Syrien auch eine gute: Nach Monaten
der Belagerung konnten Zivilisten die Altstadt von Homs verlassen. Der Jesuitenpater
Ziad Hillal hat die Evakuierung beobachtet:
„Ich war sechs Tage lang von
morgens bis abends am Ausgang. Am nördlichen Tor der Altstadt verlief die Sache sehr
gut; man rechnete dort eigentlich nur mit etwa hundert Leuten, und am Schluss waren
es 600, die herausgekommen sind!“
Die Evakuierung der belagerten Altstadt
von Homs ist kein Ergebnis der Genfer Gespräche, sondern lokaler Bemühungen.
„Bis
jetzt haben 1.400 Menschen die Altstadt verlassen. Unter ihnen sind 31 Christen. Aber
65 Christen würden ebenfalls noch gerne aus der Altstadt herauskommen – das ist im
Moment die Lage.“
Eigentlich sollten nur Kinder bis 15 Jahre, Frauen und
ältere Menschen ab 55 Jahren den Belagerungsring verlassen, doch auch vielen Jugendlichen
und Männern gelang der „Ausbruch“. Sie wurden zunächst in einer Schule von den Behörden
befragt, darum hat die UNO die Evakuierung derzeit unterbrochen; der Waffenstillstand
ist verlängert worden.
„Es waren auch viele Binnenflüchtlinge, die die Altstadt
verlassen haben. Sobald es in der Altstadt einmal keine Rebellen mehr geben wird,
ist es nach meinem Eindruck sicher, dass die Zivilbevölkerung zurückkommt. Statt jetzt
einfach nur die Altstadt zu evakuieren, sollte man auch schon mal überlegen, wie man
die Leute eines Tages zur Rückkehr bringen kann.“
Im Moment halten sich
nach UNO-Angaben noch etwa 2.000 Menschen in der Altstadt von Homs auf. Verhandelt
wird noch darüber, was mit etwa zweihundert Männern „im kampffähigen Alter“ geschehen
solle, die in der Altstadt lebten. Viele der Kinder, die evakuiert worden seien, wirken
laut UNO stark mitgenommen vom Leben im Belagerungszustand. Pater Hillal zu Radio
Vatikan:
„Ich habe gerade eine muslimische Familie besucht, die in unserem
Zentrum in der Altstadt von Homs wohnte; zwei Jungen, drei Mädchen und ihre Mutter.
Sie sind in einem furchtbaren Zustand, krank, aber voller Freude, dass sie die Altstadt
verlassen konnten. Seit ein paar Wochen sei es besonders furchtbar gewesen, sagen
sie: kein Strom mehr und kaum etwas zu essen, nur ein paar Kilo Reis und Weizen, und
Wasser.“
Homs ist überall, sagt die UNO: Fast 250.000 Menschen sitzen nach
ihrer Schätzung noch in syrischen Dörfern oder Stadtvierteln fest, die von der Armee
eingekreist sind. An diesem Montag meldet die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“,
dass die Armee ihren Belagerungsring um Jabrud weiter zuzieht. In dieser Stadt in
der Nähe der libanesischen Grenze werden nach nicht verifizierbaren Berichten zwölf
Nonnen aus Maalula von Rebellen festgehalten. Die Ordensfrauen sind Anfang Dezember
aus ihrem Thekla-Kloster in dem Christendorf verschleppt worden.