Papst würdigt sozialen Beitrag von Bulgariens katholischer Kirche
Papst Franziskus hat den sozialen Beitrag der Kirchen in Bulgarien gewürdigt. Bei
einer Audienz für die Bischöfe des Landes an diesem Donnerstag lobte der Papst die
zahlreichen Initiativen der christlichen Glaubensgemeinschaften in der jüngeren Vergangenheit.
Katholiken machen in dem Land mit orthodoxer Mehrheit nur etwa ein Prozent der Bevölkerung
aus. Bei der Audienz übergab Franziskus den Bischöfen seine Rede ohne sie zu halten.
Darin lobt er Initiativen der christlichen Kirchen in Bulgarien, beispielsweie zum
vergangenen „Jahr des Glaubens”:
„Diese Initiativen bestätigen, dass die
katholischen Gemeinschaften, sowohl die römisch-katholischen als auch die griechisch-katholischen,
mit Engagement die natürlichen moralischen Werte und das Evangelium Christi bezeugen.
Und das, obwohl sie im Land in der Minderheit sind und in einer Gesellschaft, die
in Folge des vergangenen atheistischen Regimes durch große spirituelle Leere oder
von einer unkritischen Annahme kultureller Modelle geprägt ist, in denen der Einfluss
eines gewissen praktischen Materialismus vorherrscht.“
Vor diesem Hintergrund
ist für den Papst heute ein erneuerter missionarischer Einsatz der Kirche ausgehend
von der katholischen Soziallehre notwendig. Als besondere Aufgaben hebt der Papst
in seinem Schreiben an Bulgariens Bischöfe die Sorge um die Armen hervor. Die Wirtschafts-
und Finanzkrise von 2008 hatte auch Bulgarien stark zugesetzt. Das Land hat heute
mit steigender Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Hinzu kommen Korruption und politische
Instabilität. Der Papst betont weiter den Einsatz der Kirchen für den sozialen Frieden
und das Gemeinwohl in Bulgarien. Die Gesellschaft müsse den wesentlichen Beitrag der
Kirchen in diesen Bereichen ohne Umschweife anerkennen.
„Es ist diesbezüglich
sehr wichtig, dass die zivilen Institutionen die Rolle des Heiligen Stuhls als spirituelle
und moralische Autorität im Herzen der internationalen Gemeinschaft und den Platz
der katholischen Kirche im Gefüge der bulgarischen Nation sowie ihren Beitrag für
das Gemeinwohl und den Fortschritt anerkennen.“
Während der „dramatischen
Zeiten“ des Kommunismus habe es „mutige Zeugnisse der Treue gegenüber Christi“ gegeben,
und in der Zeit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs habe die bulgarische Kirche einen
guten Weg aufgenommen. Darauf müsse Bulgariens Kirche nun beständig aufbauen, so der
Papst laut Redetext:
„Ich ermahne euch hier zu einem erneuerten und gemeinsamen
Einsatz für die Ausbildung der Gläubigen, der Förderung einer angemessenen Katechese
ebenso wie einer besonderen Sorge um die Jugendpastoral, den geistlichen Nachwuchs
und die priesterliche Brüderlichkeit – damit die Bedingungen für eine Reifung des
Glaubens und für eine großherzige Öffnung hin zu einem missionarischen Horizont gefördert
werden.“
Mit Blick auf die Ökumene ruft der Papst zu einem noch intensiveren
Dialog mit Bulgariens orthodoxer Kirche auf. Den Bischöfen gab es Grüße an den Patriarchen
der bulgarisch-orthodoxen Kirche Neofit mit auf den Weg.
Diplomatische
Beziehungen in 90er Jahren wieder aufgenommen Weiter erinnert Franziskus
in seiner Rede an enge Verbindungen einiger seiner Vorgänger auf dem Stuhl Petri zu
Bulgarien: Johannes Paul II. hatte bei seinem Besuch im Land im Mai 2002 die Ortskirche
ermutigt. Angelo Giuseppe Roncalli, den späteren Papst Johannes XXIII., hatte der
Heilige Stuhl 1925 als ersten Diplomaten der Neuzeit nach Bulgarien gesandt. Während
der Zeit der Volksrepublik lagen die Beziehungen zwischen Sofia und Rom auf Eis; erst
mit der Demokratisierung des Landes hatte der Heilige Stuhl 1991 wieder einen Nuntius
in das Land geschickt.