2014-02-10 14:24:28

Österreich: Warnung vor einer konturlosen Kirche


Die Öffnung des katholischen Priestertums für Frauen wäre ein gravierender Traditionsbruch - auch wenn die Tatsache, dass dieser Dienst nur Männern vorbehalten ist, heute „sehr schwer erklärbar“ sei: Das sagte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner in einem Interview für die ORF-Sendung „Radio Salzburg Café“ am Sonntag. Er verglich die auf Jesus zurückgeführte Regelung, nur Männer zu Priestern zu weihen, mit einem Flussbett, das heute nicht mehr umleitbar sei.

Der Salzburger Erzbischof erinnerte an das in Buchform veröffentlichte Gespräch zwischen Umberto Eco und dem Mailänder Kardinal Carlo Martini: Der berühmte Kulturwissenschaftler und Buchautor habe den Kardinal auf das „Gedankenexperiment" eingeladen, dass Gott Jesus in China - unter völlig anderen kulturellen Gegebenheiten - zur Welt hätte kommen lassen und man heute Reis statt Brot zur Eucharistie reichen würde; Martini habe eingeräumt, Gott hätte die Heilsgeschichte wohl anders lenken können, hat er aber nicht. Jetzt können wir nicht so tun, als wären wir Gott, zitierte Lackner den Mailänder Kardinal.

„Wenn kein Zölibat - was dann?“

Auch beim „heißen Eisen“ Zölibat warnte der Erzbischof vor der Gefahr, etwas „aus guten Gründen aufzugeben“ - aber am Ende „bleibt etwas übrig, das konturlos geworden ist“. Bei den Vorbehalten gegenüber der Zölibatsverpflichtung als Zulassungsbedingung zum Priesteramt werde stets die Frage ausgeblendet, wie die Radikalität der Jesusnachfolge sonst lebbar sei. Er selbst habe den Zölibat als große Bereicherung seines Lebens empfunden, versicherte Lackner.

Zum Thema Glaube in der modernen Welt sagte Lackner, viele Zeitgenossen bewegten sich in Richtung einer Gottlosigkeit – „nicht in einem moralischen Sinn gemeint“, aber aufgrund der Beobachtung, dass Gott heute von vielen scheinbar nicht gebraucht oder „ersehnt“ werde. Lackners - wie er einräumte - nicht unwidersprochene These: Modernen Menschen gelinge es über weite Strecken, ohne Gott auch moralisch gut zu leben. Christen hätten jedoch heute die „großartige Chance" zu glauben, „ohne glauben zu müssen“.

(kap 10.02.2014 ord)








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