Die Öffnung des katholischen Priestertums für Frauen wäre ein gravierender Traditionsbruch
- auch wenn die Tatsache, dass dieser Dienst nur Männern vorbehalten ist, heute „sehr
schwer erklärbar“ sei: Das sagte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner in einem
Interview für die ORF-Sendung „Radio Salzburg Café“ am Sonntag. Er verglich die auf
Jesus zurückgeführte Regelung, nur Männer zu Priestern zu weihen, mit einem Flussbett,
das heute nicht mehr umleitbar sei.
Der Salzburger Erzbischof erinnerte an
das in Buchform veröffentlichte Gespräch zwischen Umberto Eco und dem Mailänder Kardinal
Carlo Martini: Der berühmte Kulturwissenschaftler und Buchautor habe den Kardinal
auf das „Gedankenexperiment" eingeladen, dass Gott Jesus in China - unter völlig anderen
kulturellen Gegebenheiten - zur Welt hätte kommen lassen und man heute Reis statt
Brot zur Eucharistie reichen würde; Martini habe eingeräumt, Gott hätte die Heilsgeschichte
wohl anders lenken können, hat er aber nicht. Jetzt können wir nicht so tun, als wären
wir Gott, zitierte Lackner den Mailänder Kardinal.
„Wenn kein Zölibat
- was dann?“
Auch beim „heißen Eisen“ Zölibat warnte der Erzbischof
vor der Gefahr, etwas „aus guten Gründen aufzugeben“ - aber am Ende „bleibt etwas
übrig, das konturlos geworden ist“. Bei den Vorbehalten gegenüber der Zölibatsverpflichtung
als Zulassungsbedingung zum Priesteramt werde stets die Frage ausgeblendet, wie die
Radikalität der Jesusnachfolge sonst lebbar sei. Er selbst habe den Zölibat als große
Bereicherung seines Lebens empfunden, versicherte Lackner.
Zum Thema Glaube
in der modernen Welt sagte Lackner, viele Zeitgenossen bewegten sich in Richtung einer
Gottlosigkeit – „nicht in einem moralischen Sinn gemeint“, aber aufgrund der Beobachtung,
dass Gott heute von vielen scheinbar nicht gebraucht oder „ersehnt“ werde. Lackners
- wie er einräumte - nicht unwidersprochene These: Modernen Menschen gelinge es über
weite Strecken, ohne Gott auch moralisch gut zu leben. Christen hätten jedoch heute
die „großartige Chance" zu glauben, „ohne glauben zu müssen“.