Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger ist mit dem deutschen Gesundheitssystem
unzufrieden. Losinger ist Mitglied im Deutschen Ethikrat. In einem Interview mit der
Internetplattform katholisch.de bemängelte er vor allem, dass es wegen „knapper Mittel
und falscher Strukturen“ mehr und mehr zu „Qualitäts-Einbußen“, komme. Losinger kritisierte
auch die ungleiche Behandlung von Kassen- und Privatpatienten und auf Ärzteseite „Überlastungen
im Dienst und ein zu enges Korsett“. Das habe wiederum Auswirkungen auf das Verhältnis
zum Patienten: Immer mehr würden sich beklagen, dass Ärzte zu wenig Zeit für das persönliche
Gespräch hätten, so Losinger. Dabei sei Krankheit ein „zutiefst menschliches Phänomen“
und „existenziell herausfordernd“. Nicht der zunehmende Kostendruck, sondern die Zuwendung
zum Patienten müsse wieder im Vordergrund stehen, fordert der Weihbischof.
Im
dem Zusammenhang forderte er auch eine Verbesserung der Pflegesituation in den Krankenhäusern.
„Wenn wir eine vernünftige Pflegesituation haben wollen, müssen wir den Pflegeberuf
attraktiv gestalten“, so Losinger. Auch die Kirche sei wichtiger Bestandteil, wenn
es um Humanisierung in den Krankenhäusern ginge, betont der Sozialethiker. Wer krank
ist, stelle sich oft existenzielle Fragen, die nicht nur „medizinische sondern auch
eine spirituelle Antwort benötigen“. Die Krankenhausseelsorge sei darum besonders
wichtig, so Losinger.