D: Jesuitenpater bezeichnet UN-Bericht als „Quark“
Der UN-Bericht zum Umgang der katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch von Kindern
wirft alles in einen Topf. Das bemängelt Jesuitenpater Klaus Mertes in einem Interview
mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der „Frankfurter Rundschau“. In der Freitagausgabe
der Zeitungen sagte Mertes, dass er „nur den Kopf schütteln“ könne, wenn die Experten
des UN-Kinderrechtekomitees UNCRC von einer zwingenden Meldepflicht von Missbrauchsfällen
an die staatlichen Behörden redeten. Gerade Opferverbände warnten „vor solch einem
Automatismus“, so der Pater, der 2010 als Rektor am Berliner Canisius-Kolleg die Aufdeckung
des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche ins Rollen gebracht hatte.
Das
UN-Kinderrechtekomitee hatte in einem am Mittwoch veröffentlichten Report den Umgang
der katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch von Minderjährigen als unzureichend
bezeichnet. „Und wenn dann noch Themen wie Abtreibung oder Homosexualität in den Bericht
einfließen, kommt endgültig gerührter Quark heraus“, so das Fazit des Jesuitenpaters.
Zentralisierung sei ein Teil des Problems beim bisherigen Umgang mit Missbrauchsfällen
gewesen.
Trotz aller Mängel enthalte der Bericht allerdings „immer noch genügend
berechtigte Kritik“, betonte Mertes. An die Adresse des Vatikans gerichtet, der den
Bericht zu Teilen zurückgewiesen hatte, sagte der 59-jährige Pater, der inzwischen
die Jesuitenschule Sankt Blasien im Schwarzwald leitet: „Ich warne davor, auf beleidigte
Leberwurst oder verfolgte Unschuld zu machen.“ Zugleich wünscht sich Mertes vom Vatikan
ein schärferes Vorgehen gegen Bischöfe, die Missbrauchsfälle vertuscht haben oder
an einer Vertuschung beteiligt waren.