Und wieder war Papst
Franziskus für eine Überraschung gut: Den deutschen Franziskaner Hans Stapel, der
seit 1972 in Brasilien arbeitet, hat er als „Consultor“ (Berater) in den Laienrat
berufen – ohne ihm vorher Bescheid zu sagen. Ähnlich war es vor kurzem schon künftigen
Kardinälen ergangen, die von ihrer Nominierung durch den Papst erst durch die Presseanfragen
erfuhren. Pater Stapel – oder „Frei Hans“, wie man ihn in Brasilien nennt – sagte
zu Radio Vatikan:
„Für mich eine große Überraschung, diese Ernennung, denn
ich hatte damit nicht gerechnet und wusste auch nichts davon. Aber es ist für mich
eine Freude, zu sehen, wie die Kirche weitergeht, gerade was die Laien betrifft. Wenn
die Laien wieder verstehen, was ihr Ursprung ist, dass sie ja auch geschaffen sind
nach dem Ebenbild Gottes, und jeder hat in sich diese Fähigkeit zu lieben, dann ist
Jesus so daran interessiert, dass er sagt: Wo zwei oder drei sich in dieser Liebe
begegnen, da bin ich mitten unter ihnen! Diese Gegenwart Jesu ist die höchste Autorität,
die es gibt, und die gibt den Laien die Autorität, zu handeln und zu entscheiden.“
Er
habe vor Jahrzehnten ganz alleine mit ein paar Laien angefangen, eine „Fazenda da
Esperança“ aufzubauen, einen „Gutshof der Hoffnung“. Das Ziel der Gruppe war und ist
es, Jugendlichen aus schwieriger Lag, etwa mit Suchtproblemen, in einer Gemeinschaft
einen Neustart zu erlauben. Mittlerweile gibt es in vielen Ländern rund um den Globus
solche „Fazendas“, darunter sechs in Deutschland. Papst Benedikt XVI. war 2007 auf
Pater Stapels „Fazenda“ in der Nähe von Sao Paulo zu Besuch, und schon seit 1999 ist
die „Pastoralinitiative“ des Franziskaners offiziell kirchlich anerkannt. Dem „Samariter
vom Gutshof der Hoffnung“ (FAZ) geht es um einen dezidiert christlichen Lebensstil.
„Die
neue Sicht, die Er der Welt gebracht hat, als er unter uns war, die muss auch heute
wieder sichtbar werden! Vor allem dieser Lebensstil, den Er gebracht hat, dieser Lebensstil
der Dreifaltigkeit. Deshalb denke ich: Die Laien heute haben eine ganz besondere Aufgabe.
Es geht hier nicht um Macht - wer mehr zu sagen hat oder so. Es geht um dieses Berufensein
zur Liebe; alle sind wir berufen, da dürfen wir nicht den Klerikalismus ausspielen
oder die Autorität. Gott muss wieder die Chance haben, unter uns zu leben und mit
uns zu leben.“
Auch in Brasilien, dem „katholischsten“ Land der Welt, macht
sich nach Pater Stapels Diagnose der Glaubensschwund bemerkbar, vor allem in den Städten.
Dagegen helfe nur eines: die Rückbesinnung auf das Christliche.
„Das heißt:
das Evangelium in der Wurzel leben, damit der Glaube nicht nur etwas ist, das unter
anderem auch noch da ist, neben Arbeit oder Sport. Der Glaube muss die Basis sein,
er muss ein Lebensstil sein. Es kommt nicht darauf an, was man tut, sondern wie man
es tut, wie man die Liebe lebt. Und das wirkt sich dann aus auf das ganze Leben.“