Schuldbekenntnis der Legionäre Christi: „Unsere schmerzvolle Geschichte“
Mit einem Schuldbekenntnis wendet sich die Kongregation der Legionäre Christi an ihre
Mitglieder und an die Öffentlichkeit. In Rom tagt seit Anfang Januar ein außerordentliches
Generalkapitel, das die Statuten der Kongregation überarbeiten und eine neue Leitung
wählen muss. Die Überarbeitung war durch eine apostolische Visitation in den Jahren
2009 und 2010 nötig geworden. Das Kapitel verabschiedete eine Stellungnahme, in der
es seine Beziehung zum Gründer der Legion, Pater Marcial Maciel Degollado LC, „endgültig
neu bestimmt“. Der Text spricht von dem „verwerflichen und objektiv unmoralischen
Verhalten“ Pater Maciels, die vom Vatikan gegen ihn verhängten Sanktionen seien gerechtfertigt
gewesen.
Die Kongregation drücke ihre Trauer über die Fälle von sexuellem
Missbrauch an minderjährigen Seminaristen, über die unmoralischen Beziehungen zu erwachsenen
Männern und Frauen, über den willkürlichen Gebrauch von Autorität und Gütern der Kongregation,
über den Drogenkonsum und über die Text-Plagiate ihres Gründers aus. Die Legion trauere,
dass es Opfer gegeben habe und ersuche alle Menschen, die lange vergebens auf eine
Entschuldigung Pater Maciels gewartet hätten, nun die Entschuldigungsbitte der Legion
anzunehmen.
Die Rolle von Pater Marcial Maciel LC
Die
Aufklärung der Vorgänge um den Gründer sei zuerst auf das Unvermögen gestoßen, die
Vorwürfe gegen ihn zu glauben. Dann habe es ein langes „institutionelles Schweigen“
gegeben, Zögern und auch Fehler beim Beurteilen der Situation. Auch dafür bitte die
Kongregation um Entschuldigung, denn dieses Verhalten des Ordens habe das Leiden und
die Verwirrung vieler noch vermehrt. Das alles habe die Hilfe des Heiligen Stuhles
bei der Aufarbeitung nötig gemacht. Mehrere Male weist der Text deutlich und dankbar
auf die Rolle von Kardinal Velasio de Paolis und seiner Mitarbeiter hin, die von Papst
Benedikt XVI. eingesetzt den Aufarbeitungsprozess begleitet hätten, sie hätten eine
„starke und respektvolle Präsenz“ gezeigt.
Das Verhalten Pater Maciels habe
sich in den Strukturen der Kongregation niedergeschlagen, auch hier habe man die Rolle
des Gründers genau untersuchen müssen. In der Vergangenheit habe die Ordensgemeinschaft
den Anweisungen des Gründers „ungebührlichen und allgemeinen Wert“ zugemessen und
seine Person grundsätzlich „unkritisch“ gesehen. Das habe zu Störungen in der Kongregation
geführt, unter anderem zu einer Überbetonung menschlicher Effizienz, dem Streben nach
Prestige und einem kleinlichen Hängen an Regeln. Das alles wolle man in der Überarbeitung
der Statuten berücksichtigen.
Das Kapitel habe auch die Berichte zweier Kommissionen
gehört, der erste bezieht sich auf Wünsche nach Erklärungen des Verhaltens von Pater
Marcial Maciel. Zwölf Menschen wollten darüber mit der Legion in Kontakt treten und
in allen Fällen sei man den Empfehlungen der Kommission gefolgt, man habe den Opfern
zugehört und materielle Hilfe gewährt. Die zweite Kommission habe die finanzielle
Situation in den Blick genommen. Veruntreuung habe man keine gefunden, aber in einigen
Ländern habe die Legion hohe Schulden, um die man sich kümmern müsse.
Wahlen
Bei
dem Kapitel wurde überdies eine neue Leitung der Ordensgemeinschaft gewählt, Pater
Eduardo Robles Gil LC ist der neue Generaldirektor der Legionäre Christi. Das Ergebnis
der Wahl zur Generalleitung gab die Legion ebenfalls an diesem Donnerstag bekannt.
Neben Pater Robles ernannte der Heilige Stuhl Pater Juan José Arrieta LC zum Generalvikar,
ferner einen der Berater. Das übrige Leitungsteam wurde wie der Generaldirektor vom
Kapitel gewählt. Unter den Generalberatern ist auch der bisherige Generalvikar, Pater
Sylvester Heeremann LC.