In Frankreich haben am Wochenende zehntausende Menschen an der Demonstration „Manif
pour tous“ teilgenommen. Allein in Paris waren mindestens 80.000 Menschen auf der
Straße, um gegen die Familienpolitik der Regierung zu protestieren. Unter ihnen befanden
sich auch etliche katholische Familienverbände und Organisationen. Die Demonstranten
werfen dem Präsidenten Francois Hollande konkret vor, er betreibe eine familienfeindliche
Politik, indem er das Eherecht aufweiche und sich für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher
Paare einsetze. Für den Sprecher der Gruppe „Manif pour tous“, Tugdual Derville, gehe
es den Demonstranten vor allem darum, die von der Regierung geförderte Umsetzung der
sogenannten Gender-Theorie zu verhindern.
„Das ist ein Skandal, der sich
konkret vergangene Woche ereignet hat: Die Regierung hat den Schulen des Landes aufgezwungen,
unter dem Vorwand von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit die eigene sexuelle
und geschlechtsspezifische Identität aufzugeben. Gemäß dem Staat soll nun jedes Kind
glauben, dass Mann und Frau zwei austauschbare Dinge sind. Wir rufen die Regierung
auf, sofort damit aufzuhören, weil hier versucht wird, eine Kultur und somit eine
Zivilisation zu ändern, ohne dass dies von den Eltern überhaupt erwünscht wird.“
Die
französische Regierung ihrerseits hat den Demonstranten vorgeworfen, aggressiv und
nicht dialogfähig zu sein. Dazu Derville, Mitorganisator der Demonstrationen:
„Wir
kennen dieses Lied: Jedes Mal, wenn wir auf die Straße gehen, werfen sie uns solche
Anschuldigungen vor. Wir gehen seit über einem Jahr auf die Straße, und das Ganze
verlief immer friedlich. Es handelt sich um die größte Demo in Frankreich seit über
20 Jahren und unsere Proteste waren sicherlich die friedlichsten, die wir in jüngster
Zeit erlebt haben. Was mich persönlich sehr freut, ist die Tatsache, dass sich im
Laufe der Zeit immer mehr Menschen für unser Anliegen interessieren und mitmachen.
Darunter sind viele Jugendliche, sie haben keine Angst vor Einschüchterungen, die
es leider uns gegenüber gibt.“
Den Demonstranten sei es wichtig, niemals
auf Provokationen mit Gewalt zu antworten, so der Sprecher der Bewegung. In Lyon stellten
sich Ordnungskräfte auf einen Zug von etwa 17.000 Personen ein. Dort zählte auch der
Erzbischof der Stadt, Philippe Barbarin, zu den Teilnehmern. Bereits im vergangenen
März hatten Zehntausende auf einer Großdemonstration für die Beibehaltung des traditionellen
Familienmodells geworben. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften.
Die Polizei setzte Tränengas ein.