D: Die Auswertung des Fragebogens nicht fehlinterpretieren
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat vor einer Fehlinterpretation der jüngsten
Befragungen von Katholiken zu Ehe und Familie gewarnt. Die Menschen lehnten nicht
die Kirchenlehre ab, sagte Marx am Sonntagabend bei einer Predigt im Münchner Liebfrauendom.
Sie wollten allerdings von der Kirche hören, dass es für sie einen Neuanfang gebe,
wenn ihr Leben nicht den Weg nehme, den sie für sich gewählt hätten. Es gehe ihnen
um „Möglichkeiten der Vergebung, der Heilung, der Zuversicht“. Die Menschen strebten
weiterhin Verlässlichkeit in ihren Beziehungen an, betonte der Kardinal. Sie hofften,
„dass ein Ja-Wort ein Ja-Wort ist und kein Ja-Aber, dass die Sexualität Ausdruck der
personalen Hingabe ist und nicht eine Ware, die man mitnimmt“. Die Kirche müsse sich
aber fragen, ob in ihrer Verkündigung auch das Befreiende ihrer Botschaft zum Ausdruck
komme. Möglicherweise werde das, was die Kirche dazu zu sagen habe, häufig als eine
„Ansammlung von Verboten und Einschränkungen wahrgenommen“. Insofern forderten die
Umfragen und die aktuelle Diskussion darüber die Kirche heraus, ihre Sprache zu überdenken.