UNO-Vermittler Lakhdar Brahimi ist enttäuscht über das Ergebnis der Verhandlungen
der syrischen Bürgerkriegsparteien in Genf. „Wir haben nichts erreicht“, gestand er
nach Abschluß der einwöchigen „Direktgespräche“ von Vertretern der syrischen Regierung
und der Opposition. Selbst bei dringenden humanitären Anliegen gebe es keinerlei Fortschritte
zu verzeichnen. Brahimi warnte vor einem Ausgreifen des Bürgerkriegs über die syrischen
Grenzen hinaus und hoffte auf eine Fortsetzung der Verhandlungen in einer Woche.
Das
Genfer Treffen habe auf „erschreckende Weise“ gezeigt, „wie die UNO nicht nur nicht
stärker, sondern schwächer geworden ist.“ Das schreibt der Journalist und Ehrenvorsitzende
der Grünhelme, Rupert Neudeck, in einem Gastbeitrag für das katholische Hilfswerk
missio. „Dass der eigentlich mächtigste Mensch der Erde, Ban Ki Moon, eine souveräne
Entscheidung der Weltgemeinschaft - den Iran einzuladen - wieder zurücknehmen musste,
war eine Schande“, so Neudeck mit Blick auf die Zusammensetzung der Konferenz. Auch
der Vatikan hatte sich für ein Einbeziehen des Iran in die Gespräche eingesetzt. Weiter
kritisierte Neudeck, dass das Schicksal der Millionen Flüchtlinge sowie die Traumatisierungen
von Kindern kaum Thema gewesen seien.
Der Geschäftsführer des katholischen
Hilfswerks Misereor, Martin Bröckelmann-Simon, sprach in einem Interview der Katholischen
Nachrichten-Agentur von einem viel zu langsamen Prozess. Andererseits sei es „gut,
dass beide Seiten weiter miteinander reden wollen“. Die Lage der Flüchtlinge nannte
Bröckelmann-Simon dramatisch.
Der syrisch-katholische Patriarch Ignace Youssif
III. Younan sprach sich unterdessen für die Errichtung eines säkularen Bundesstaates
Syrien aus. „Die Dominanz einer Partei löst das syrische Problem nicht“, sagte der
Patriarch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zugleich betonte der im Libanon residierende
Geistliche, dass alle internationalen Konferenzen vergeblich seien, „wenn der Kampf
um Syrien mit ausländischen Geldern und Dschihadisten geführt“ werde. Der mit Rom
verbundene syrisch-katholische Patriarch von Antiochia ist religiöses Oberhaupt für
weltweit rund 160.000 Gläubige. Die meisten von ihnen - rund 65.000 - leben in Syrien.
Im
Interview mit der Zeitung wies Ignace Youssif III. Darstellungen zurück, wonach Christen
das Regime des amtierenden Präsidenten Baschar al-Assad unterstützten. „Wir wollen
das Beste für unser Land und das syrische Volk, dem es vergleichsweise gut ging.“
Sicher sei eine „Kurskorrektur“ etwa in den Bereichen Demokratie, Menschenrechte und
Meinungsfreiheit nötig, betonte der Patriarch: „Trotzdem sage ich, das politische
System in Syrien war nicht so schlimm, dass wir es mit aller Gewalt stürzen müssten.“