Papst Franziskus bittet
geistliche Bewegungen darum, sich gut mit den Bistümern und Pfarreien, in denen sie
arbeiten, zu vertragen und zu koordinieren. Das sagte er an diesem Samstag bei einer
großen Audienz für Mitglieder des „Neokatechumenalen Wegs“, er empfing sie in der
vatikanischen Audienzhalle.
„Im Namen der Kirche, unserer Mutter, will
ich euch ein paar einfache Empfehlungen geben. Die erste ist, aufmerksam darauf zu
achten, dass ihr die Gemeinschaft im Innern der Ortskirchen mitbaut und bewahrt, in
denen ihr arbeitet. Der Neokatechumenale Weg hat ein eigenes Charisma, eine eigene
Dynamik – das ist eine Gabe, die wie alle Geistesgaben eine zutiefst kirchliche Dimension
hat. Das bedeutet: Habt offene Ohren für das Leben der Kirche, in die eure Verantwortlichen
euch schicken, schätzt ihre Reichtümer hoch, leidet ihre Schwächen mit, wenn nötig,
und geht zusammen mit ihnen, als eine einzige Herde unter der Führung der Hirten der
Ortskirchen!“
Die Gemeinschaft sei „etwas Wesentliches“, so der Papst.
Manchmal könne es sogar „besser sein, man verzichtet darauf, alles im Detail zu leben,
was euer Weg eigentlich von euch fordert, um nur die Einheit unter den Brüdern zu
garantieren, die die eine, einzige kirchliche Gemeinschaft bilden“. Anders gesagt:
Steckt auch mal ein bißchen zurück, wenn es sein muss, damit die Ortskirche nicht
gespalten wird.
„Eine andere Empfehlung: Wo auch immer ihr hingeht, denkt
daran, dass euch der Geist Gottes immer vorausgeht. Der Herr geht uns immer voraus,
auch an die entferntesten Orte, in die verschiedensten Kulturen, überall streut Gott
die Samen seines Wortes aus. Darum seid besonders aufmerksam für den kulturellen Kontext,
in dem ihr arbeitet und wirkt: Das ist oft ein sehr anderes Ambiente als das, aus
dem ihr kommt.“
„Auch die Aussteiger akzeptieren!“
Es
lohne sich, die Sprache der Menschen zu lernen, so mühsam das auch sei; und genauso
wichtig sei es, die „Kultur zu lernen, die euch umgibt“, so der Papst. Und seine dritte
Empfehlung lautete: Seid nachsichtig untereinander.
„Der Neokatechumenale
Weg, der ja in einer Entdeckung der Wichtigkeit der eigenen Taufe besteht, ist eine
anspruchsvolle Straße, auf der ein Bruder oder eine Schwester auch mal unversehens
in Schwierigkeiten geraten kann. In diesen Fällen ist es ein Zeichen für die Reife
des Glaubens, Geduld und Barmherzigkeit in der Gemeinschaft walten zu lassen. Die
Freiheit eines jeden darf nicht gezwungen werden, und wenn jemand beschließen sollte,
andere Formen des christlichen Lebens außerhalb des Neokatechumenalen Wegs zu suchen,
dann muss das respektiert werden!“
Etwa 10.000 Mitglieder des Neokatechumenalen
Wegs nahmen an dieser Begegnung mit dem Papst teil. Es war das erste Mal seit der
Wahl, dass Franziskus mehrere tausend Personen in einer Audienz empfängt, die diese
christliche Initiation für Erwachsene durchlaufen, welche erst 2008 vom Heiligen Stuhl
endgültig approbiert worden war. Am 9. September vergangenen Jahres hatte der Papst
im Apostolischen Palast die Initiatoren und Verantwortlichen des Neokatechumenalen
Weges, Kiko Argüello, Carmen Hernández und Pater Mario Pezzi, empfangen.
Hintergrund Wie
es schon Johannes Paul II. und Benedikt XVI. bei verschiedenen Gelegenheiten taten,
so sandte an diesem Samstag auch Papst Franziskus neue missionarische Familien aus,
die in der ganzen Welt evangelisieren werden, besonders aber in Asien. Konkret sandte
er 414 Familien in Mission aus , von denen 174 die 40 neuen „Missiones ad Gentes“
bilden werden. Sie kommen zu den bereits existierenden 52 „Missiones ad Gentes“ hinzu.
Die „Missio ad Gentes“ oder „Mission zu den Völkern“ bedeutet die Evangelisation von
Gegenden, in denen das Evangelium nicht bekannt ist und wo daher die Durchführung
einer „Erstverkündigung“ notwendig ist. Sie entfaltet sich nach dem apostolischen
Modell der Urkirche in den Wohnungen, inmitten von Ungetauften.
Der Neokatechumenale
Weg, der mit der Unterzeichnung seiner Statuten 2008 endgültig approbiert wurde, ist
jetzt in 124 Ländern auf allen fünf Kontinenten, in 1.469 Diözesen mit 20.432 Gemeinschaften
in 6.272 Pfarreien anwesend. Er unterhält 100 missionarische diözesane Priesterseminare
mit derzeit 2.100 Seminaristen; 1.770 Diözesanpriester wurden bisher in diesen Seminaren
ausgebildet. Die Zahl der Familien, die in 91 Ländern in Mission sind, liegt bei 1.256.