2014-01-31 15:02:01

Kardinal Rodriguez Maradiaga: Es braucht „überzeugte Katholiken“ in Schlüsselpositionen


Der honduranische Kardinal Oscar Andres Rodriguez Maradiaga, Vorsitzender einer Kardinalskommission zur Kirchenreform, sieht die von Papst Franziskus angekündigte Erneuerung unter dem Zeichen sozialer Gerechtigkeit. Dass der Papst ihn in das Gremium berufen habe, sei „ein weiterer Ausdruck der Option für die Armen“, sagte Maradiaga in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Kirche brauche „keine 'klerikalisierten' Laien in der Sakristei, sondern überzeugte Katholiken im Zentrum der Politik, der Wirtschaft und auch der Kultur“, so der Erzbischof von Tegucigalpa. Die Option für die Armen müsse zu einer veränderten Weltwirtschaft führen. Die „hochgelobte Globalisierung“ sei „bislang nur eine Globalisierung der Märkte“. Maradiaga kritisierte eine „Tendenz hin zu Monopolen, zu immer mächtigeren Unternehmen, die weltweit agieren“.

Kirche in Lateinamerika stützt Demokratie

Gleichzeitig betonte der Kardinal die Rolle der katholischen Kirche in Lateinamerika: „Würde sich die Kirche nicht kontinuierlich für die Werte des Evangeliums einsetzen und für die Soziallehre mit ihren Prinzipien Personalität, Solidarität und Subsidiarität eintreten, wäre die sogenannte Demokratie längst zusammengebrochen.“ Im Blick auf Lateinamerika beklagte Maradiaga eine weitgehende politische Ohnmacht: „Demokratie heißt bislang, wählen zu gehen und danach zuzuschauen, wie alles so bleibt, wie es war.“ Eine der Ursachen dafür sei, dass „sich die Wirtschaft der Politik bemächtigt und sie in den Dienst der Interessen einiger Individuen oder weniger kleiner Gruppen gestellt“ habe.

Dies gelte auch für die Situation in seinem Heimatland Honduras. „Während des Wahlkampfes wird investiert, während der Regierungszeit die Dividende kassiert und sich so bereichert, dass man für den Rest seiner Tage ausgesorgt hat. Dass Politik Dienst am Gemeinwohl sein soll, hat sich noch nicht herumgesprochen“, sagte Maradiaga. Von dem neuen Präsidenten Juan Orlando Hernandez forderte er unter anderem, der „Bestechlichkeit der Justiz“ ein Ende zu setzen und versprochene Programme zur Armutslinderung, einer Verbesserung des Erziehungswesens und für neue Arbeitsplätze auf den Weg zu bringen.

Katholische Kirche in Deutschland steht „im Dienst der Armen“

Mit Bezug auf die Kirche in Deutschland warnte der Kardinal vor einer falschen Armutsdebatte nach dem Fall Limburg. „Es wäre schade, wenn durch Ereignisse in einer einzelnen Diözese in Deutschland die Errungenschaften so vieler Jahre in den Schatten gestellt würden“, so Rodriguez Maradiaga. Er verwies dabei auf die Beiträge deutscher katholischer Hilfswerke wie Misereor, Missio, Kirche in Not und Renovabis. Namentlich Adveniat sei „der größte Wohltäter des lateinamerikanischen Kontinentes auf allen Gebieten der Seelsorge“, so der Kardinal. Auf die Frage nach einer armen Kirche in Deutschland sagte der Kardinal, alles hänge davon ab, „wie man Reichtum definiert“. Die Geschichte Europas habe es mit sich gebracht, dass es viele kirchliche Besitztümer gebe, selbst die Kirchensteuer. „Ich bin überzeugt, dass die katholische Kirche in Deutschland nicht nur eine der reichsten der Welt ist, sondern auch die großzügigste. Viele Kirchen helfen den Ärmsten der Armen, aber keine kann sich mit der deutschen messen“, sagte Rodriguez: „Ich glaube, dass die katholische Kirche in Deutschland im Dienst der Armen steht.“

(kna 31.01.2014 pr)








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