Eigentlich hat die
UNO längst ein paar Konvois mit humanitärer Hilfe für Homs bereit. Was aber noch fehlt,
ist die Erlaubnis der syrischen Behörden, in die seit anderthalb Jahren belagerte
Stadt hineinzufahren. Homs, das ist einer der Knoten, die die Syrien-Unterhändler
bei ihren Gesprächen in Genf in diesen Tagen zu lösen versuchen. Jesuitenpater Ghassan
Sahoui, Leiter eines Schulzentrums in Homs, ruft im Gespräch mit Radio Vatikan regelrecht
um Hilfe:
„Ganz in unserer Nähe, noch nicht einmal einen Kilometer entfernt,
leben Leute – unsere Freunde –, die große, große Schwierigkeiten durchmachen! Die
haben nichts mehr zu essen, sie haben fast nichts mehr, und jetzt, wo es so kalt ist,
gibt es auch keine Ärzte und keine Medizin, sie haben gar nichts! Wir leben in ihrer
unmittelbaren Nachbarschaft, können aber nichts tun – nur beten und hoffen, dass die
Verantwortlichen diesen Menschen endlich zu Hilfe kommen.“
Wenigstens
Frauen und Kinder sollen den Kessel von Homs verlassen können, darüber haben sich
letzten Sonntag die Genfer Unterhändler prinzipiell geeinigt, und UNO-Vermittler Lakdar
Brahimi hat die Evakuierung vor der Presse angekündigt. Dazu Sahoui:
„Ja,
so etwas in der Art haben wir auch gehört, aber bisher ist vor Ort gar nichts passiert.
Es sieht so aus, als gäbe es weiter Verhandlungen, um überhaupt alle Zivilisten im
Innern des Belagerungsrings zu befreien, aber auch diese Verhandlungen sind schwierig
und kompliziert, weil jede Seite nur an ihr eigenes Interesse denkt.“
Der
Jesuit schätzt die Zahl der in Homs eingeschlossenen Zivilisten auf drei- bis viertausend.
„Wir führen unseren Alltag weiter, hören aber immerzu das Donnern der
Granaten oder anderer Waffen, uns ist also ständig bewußt, dass wir im Krieg sind,
selbst wenn wir versuchen, weitestgehend so weiterzumachen wie bisher. Wir versuchen,
Leute aufzunehmen, ihnen zu helfen. Den Kindern, die zur Schule kommen, versuchen
wir ein bißchen Wärme zu vermitteln, um die Härte, die Grausamkeit des Krieges zu
kompensieren.“
Auch Pater Sahouis Hoffnungen ruhen derzeit
ganz auf den Gesprächen von Genf. „Wir müssen hoffen“, sagt er, aber natürlich sei
alles „schwierig“.
„Eine Lösung zu finden, die alle Seiten zufriedenstellen
könnte, ist nicht leicht. Hoffen wir, dass vor allem eine Lösung im Interesse des
syrischen Volkes gesucht wird, im Interesse all dieser armen Menschen, die jeden Tag
leiden und nichts mehr zu essen haben. Nicht nur in Homs: Es gibt auch andere Städte
und andere Gebiete, fast drei Millionen Menschen bekommen keine humanitäre Hilfe.
Manche sagen, dass die politischen Verhandlungen sogar ein Jahr dauern könnten – aber
wir haben nicht soviel Zeit, um auf humanitäre Hilfe zu warten! Hoffen wir, dass es
in diesen Tagen schon eine Lösung gibt, damit die Menschen wieder, sagen wir mal,
menschlich leben können.“