2014-01-30 13:14:22

Syrien: Hunger in Homs - ein Hilferuf


RealAudioMP3 Eigentlich hat die UNO längst ein paar Konvois mit humanitärer Hilfe für Homs bereit. Was aber noch fehlt, ist die Erlaubnis der syrischen Behörden, in die seit anderthalb Jahren belagerte Stadt hineinzufahren. Homs, das ist einer der Knoten, die die Syrien-Unterhändler bei ihren Gesprächen in Genf in diesen Tagen zu lösen versuchen. Jesuitenpater Ghassan Sahoui, Leiter eines Schulzentrums in Homs, ruft im Gespräch mit Radio Vatikan regelrecht um Hilfe:


„Ganz in unserer Nähe, noch nicht einmal einen Kilometer entfernt, leben Leute – unsere Freunde –, die große, große Schwierigkeiten durchmachen! Die haben nichts mehr zu essen, sie haben fast nichts mehr, und jetzt, wo es so kalt ist, gibt es auch keine Ärzte und keine Medizin, sie haben gar nichts! Wir leben in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, können aber nichts tun – nur beten und hoffen, dass die Verantwortlichen diesen Menschen endlich zu Hilfe kommen.“


Wenigstens Frauen und Kinder sollen den Kessel von Homs verlassen können, darüber haben sich letzten Sonntag die Genfer Unterhändler prinzipiell geeinigt, und UNO-Vermittler Lakdar Brahimi hat die Evakuierung vor der Presse angekündigt. Dazu Sahoui:


„Ja, so etwas in der Art haben wir auch gehört, aber bisher ist vor Ort gar nichts passiert. Es sieht so aus, als gäbe es weiter Verhandlungen, um überhaupt alle Zivilisten im Innern des Belagerungsrings zu befreien, aber auch diese Verhandlungen sind schwierig und kompliziert, weil jede Seite nur an ihr eigenes Interesse denkt.“


Der Jesuit schätzt die Zahl der in Homs eingeschlossenen Zivilisten auf drei- bis viertausend.


„Wir führen unseren Alltag weiter, hören aber immerzu das Donnern der Granaten oder anderer Waffen, uns ist also ständig bewußt, dass wir im Krieg sind, selbst wenn wir versuchen, weitestgehend so weiterzumachen wie bisher. Wir versuchen, Leute aufzunehmen, ihnen zu helfen. Den Kindern, die zur Schule kommen, versuchen wir ein bißchen Wärme zu vermitteln, um die Härte, die Grausamkeit des Krieges zu kompensieren.“


Auch Pater Sahouis Hoffnungen ruhen derzeit ganz auf den Gesprächen von Genf. „Wir müssen hoffen“, sagt er, aber natürlich sei alles „schwierig“.


„Eine Lösung zu finden, die alle Seiten zufriedenstellen könnte, ist nicht leicht. Hoffen wir, dass vor allem eine Lösung im Interesse des syrischen Volkes gesucht wird, im Interesse all dieser armen Menschen, die jeden Tag leiden und nichts mehr zu essen haben. Nicht nur in Homs: Es gibt auch andere Städte und andere Gebiete, fast drei Millionen Menschen bekommen keine humanitäre Hilfe. Manche sagen, dass die politischen Verhandlungen sogar ein Jahr dauern könnten – aber wir haben nicht soviel Zeit, um auf humanitäre Hilfe zu warten! Hoffen wir, dass es in diesen Tagen schon eine Lösung gibt, damit die Menschen wieder, sagen wir mal, menschlich leben können.“


(rv 30.01.2014 sk)








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