Österreichs Bischöfe,
die sich diese Woche zum Ad Limina-Besuch in Rom aufhalten, fühlen sich von Papst
Franziskus herzlich empfangen. An diesem Montag traf der Papst die Bischöfe der Wiener
Kirchenprovinz im Vatikan. Kardinal Christoph Schönborn von Wien sprach im Anschluss
an die Audienz, die nahezu zwei Stunden dauerte, von einem „unglaublich guten, offenen
und herzlichen Klima".
Franziskus habe sich über die Situation der Jugend
in Österreich, den Priester- und Ordensnachwuchs oder auch über die heimischen Wallfahrten
erkundigt. Er habe zugleich den Stellenwert der Familie unterstrichen, denn diese
sei die Grundlage der Gesellschaft, berichtete Schönborn. Darum sei es für die Kirche
umso wichtiger, die Familien in den Blick zu nehmen und Wege zu suchen, sie besser
zu fördern und zu unterstützen. Dazu solle in einem ersten Schritt im Herbst bei der
vatikanischen Bischofssynode die weltweit durchgeführte päpstliche Umfrage zu Ehe
und Familie ausgewertet werden. „Nicht urteilen, sondern zuerst einmal genau hinhören
und hinsehen" laute die Devise, so Schönborn wörtlich.
Der Papst habe über
seine Erfahrungen in Lateinamerika berichtet, wo die Situation von Ehe und Familie
zum Teil noch viel dramatischer sei als in Europa. Aufgabe der Kirche sei es auf jeden
Fall, die Menschen zu begleiten, auch wenn man nicht für alles Lösungen habe. Viele
lebten ohne Trauschein zusammen, würden dann Kinder bekommen und zum Teil zivil heiraten,
einige später auch kirchlich. Das sei ein Weg, den es von Seiten der Kirche ernst
zu nehmen und zu begleiten gelte.
Erfreut habe sich Franziskus darüber gezeigt,
dass in Österreich die Kirche immer noch sehr lebendig sei, auch wenn die Zahl der
Kirchenmitglieder zurückgeht. Weitere Gesprächsthemen seien etwa auch die vergangenen
Bischofsernennungen für Österreich gewesen.
Positiv gestimmt hätten den Papst
auch die Berichte der Bischöfe darüber, dass sich immer wieder junge Menschen für
den Glauben begeistern, auch wenn dies derzeit nur eine Minderheit sei. Der Papst
habe auch von einem Besuch in Österreich erzählt, als er noch Provinzial der Jesuiten
in Argentinien gewesen war. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihm dabei ein Opernbesuch.
Schönborns
Resümee: „Es ist eine Freude zu sehen, wie Franziskus als Hirte diese Kirche ermutigt,
erfrischt und erneuert." Die Begegnung mit Papst Franziskus „war eine große Lektion,
wie man das Evangelium heute leben soll".
An der Begegnung mit dem Papst am
Montag nahmen Kardinal Christoph Schönborn (Erzdiözese Wien), die Bischöfe Klaus Küng
(Diözese St. Pölten), Ludwig Schwarz (Diözese Linz), Ägidius Zsifkovics (Diözese Eisenstadt),
Militärbischof Christian Werner und die Weihbischöfe Franz Scharl, Stephan Turnovszky
(beide Erzdiözese Wien) und Anton Leichtfried (Diözese St. Pölten) teil.
Seinen
Anfang nahm der erste Tag des Ad-limina-Besuchs der österreichischen Bischöfe am Montagmorgen
mit einem gemeinsamen Gottesdienst am Grab des Apostels Petrus im Petersdom. Im Anschluss
stand u.a. ein Gespräch mit dem Präfekten der Kongregation für die Bischöfe, Kardinal
Marc Ouellet, auf dem Programm. An diesem Gespräch nahmen alle Mitglieder der Österreichischen
Bischofskonferenz teil, mit Ausnahme des Grazer Diözesanbischofs Egon Kapellari, der
wegen einer Operation am Ad Limina-Besuch nicht teilnehmen kann. Der Bischof von Feldkirch,
Benno Elbs, sagte zusammenfassend:
„Ich habe den Eindruck, dass man die
Bischöfe in der Region unterstützen und sie in ihrem Hirtendienst stärken möchte.
Ein Eindruck, der sehr ermutigend ist und den ich heute zum Beispiel in der Kleruskongregation
erlebt habe, als der Präfekt uns sagte, dass wir uns sehr den Priester zuwenden sollen,
weil sie die Seelsorge in der Kirche in der Region tragen. Diese besondere Nähe des
Bischofs zu den Priestern ist heute sehr betont worden.“
Am zweiten Tag
des Ad Limina-Besuches der österreichischen Bischöfe bildete die Situation von Priestern
und das katholische Bildungswesen die Schwerpunkte. Am Dienstagvormittag kam es zu
einer Begegnung mit Präfekt Erzbischof Beniamino Stella in der Kleruskongregation.
Darauf folgte eine Begegnung mit dem Leiter der Bildungskongregation, Kardinal Zenon
Grocholewski. Pastoraler Fixpunkt des Tages ist der für Dienstagabend geplante Gottesdienst
und die Begegnung mit der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in der Kirche Santa
Maria dell'Anima unweit der Piazza Navona.
Im Rahmen ihres Ad-limina-Programms
besuchen bischöfliche Delegationen außerdem die Kongregation für die Evangelisierung
der Völker, die Päpstliche Kommission „Ecclesia Dei", die für die traditionsorientierten
Gruppen in- und außerhalb der Kirche zuständig ist, sowie die Päpstlichen Räte für
die Familien und die Migrantenseelsorge. Kardinal Christoph Schönborn werde sich gemeinsam
mit dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner zu einem Gespräch in das vatikanische
Staatssekretariat begeben, um sich mit „Außenminister" Erzbischof Dominique Mamberti
und weiteren Verantwortlichen für die Beziehungen des Vatikans zu den Staaten auszutauschen,
hieß es.
Neben einer ersten Papstaudienz hatten die österreichischen Bischöfe
am Montag zahlreiche Gespräche mit Vertretern der Römischen Kurie geführt. So absolvierten
die Bischöfe Termine im Päpstlichen Rat für die Laien, beim Päpstlichen Rat für die
Gesetzestexte sowie bei den Päpstlichen Räten für Kultur und für die Krankenpastoral.
Wegen einer kurzfristigen Änderung im Programm kam es am Montag auch bereits zu einem
Treffen aller Bischöfe mit Präfekt Erzbischof Gerhard Müller in der Glaubenskongregation.
Die
Papst-Audienz für die Bischöfe der Salzburger Kirchenprovinz ist für Donnerstagvormittag
vorgesehen. Im Anschluss daran trifft Papst Franziskus mit allen Mitgliedern der Bischofskonferenz
zusammen.