Kirchliche Stimmen warnen auch nach dem Rücktritt von Regierungschef Nikolai Asarow
vor zu viel Optimismus über die Möglichkeit eines Kompromisses im ukrainischen Machtkampf.
Asarow hatte am Dienstag auf sein Amt verzichtet. Mit ihm traten alle aktuellen Regierungsmitglieder
zurück. Der Rücktritt Asarows gehörte zu den Minimalforderungen der proeuropäischen
Opposition um den Politiker und Boxchampion Vitali Klitschko. Der Kiewer evangelische
Pastor Ralf Haska beurteilte in einem Gespräch mit dem Sender „Deutschlandfunk" allerdings
die Chancen auf einen Kompromiss zwischen Demonstranten und Regierung skeptisch. Haska
wandte sich auch gegen die von Demonstranten ausgehende Gewalt. Er glaube - so der
Theologe -, Oppositionsführer Klitschko werde es schwer haben werde, die Demonstranten
von weiterer Gewalt abzuhalten. Was die Menschen erkämpft hätten, wollten sie nicht
wieder hergeben. So seien um das besetzte Justizministerium inzwischen schwer zu überwindenden
Barrikaden errichtet worden: „Man will verteidigen, was man hat."
Der von
der Weltorthodoxie anerkannte Zweig der Orthodoxie, die Ukrainische-orthodoxe Kirche
des Moskauer Patriarchats (UOKMP), übte unterdessen am Dienstag Kritik an der Einmischung
des Westens. „Das westliche Element ist sehr klar in der Situation der Ukraine zu
sehen", zitiert die russische Nachrichtenagentur „Interfax“ einen Kirchensprecher.
Aus seiner Sicht revanchierten sich die EU und die USA bei den ukrainischen Autoritäten,
weil diese das Assoziierungsabkommen mit Brüssel nicht unterzeichnet haben. Aus diesem
Grund gebe es in westlichen Medien eine so breite Berichterstattung der Anti-Regierungs-Proteste
auf dem Maidan-Platz.