Das Papstamt ist ohne
den Dienst an der Ökumene nicht denkbar. Das sagte Papst Franziskus an diesem Samstag
in seiner Predigt zum Abschluss der Gebetswoche zur Einheit der Christen in der Kirche
Sankt Paul vor den Mauern. Der Weg der Ökumene habe eine Vertiefung des Verständnisses
seines Amtes gebracht, so der Papst. Die Trennungen habe es bereits in den ersten
Jahren der Kirche gegeben, wie der Apostel Paulus im Korintherbrief (1 Kor 1.13) berichte.
„Der
Apostel hat mit großem Schmerz erfahren, dass die Christen von Korinth in verschiedene
Parteien gespalten sind. Da gibt es jemand, der bekräftigt: „Ich halte zu Paulus“;
ein anderer sagt: „Ich hingegen zu Apollos“; ein anderer: „Ich dagegen zu Kephas“;
und schließlich gibt es auch jemanden, der beteuert: „Und ich halte zu Christus“ (vgl.
V. 12). Nicht einmal diejenigen, die sich auf Christus berufen wollen, können Lob
von Paulus erlangen, denn sie gebrauchen den Namen des einzigen Retters, um sich von
anderen Geschwistern innerhalb der Gemeinde zu distanzieren. Mit anderen Worten, die
Sondererfahrung eines jeden und die Bezugnahme auf einige bedeutende Personen der
Gemeinde werden der Maßstab zur Beurteilung des Glaubens der anderen.“
Paulus
ermahne deswegen die Christen von Korinth, einmütig zu sein. Diese vom Apostel geforderte
Gemeinschaft könne aber nicht Frucht menschlicher Strategien sein, so der Papst, sie
sei nur in Bezug auch Jesus Christus möglich.
„Während wir heute Abend hier
im Gebet vereint sind, spüren wir, dass Christus, der nicht zerteilt sein kann, uns
zu sich ziehen will, zu den Empfindungen seines Herzens, zu seiner vollkommenen und
vertrauensvollen Hingabe in die Hände des Vaters hinein, zu seiner radikalen Entäußerung
aus Liebe zur Menschheit. Nur er kann der Ursprung, der Grund und die treibende Kraft
unserer Einheit sein.“
Spaltungen könnten nicht als zum Leben irgendwie
dazugehörig hingenommen werden, sie seien Verletzungen. Der Papst zitierte das Ökumenedekret
des Zweiten Vatikanischen Konzils mit den Worten, dass eine Spaltung ganz offenbar
dem Willen Christi widerspreche, auch wenn mehrere christliche Gemeinschaften den
Anspruch erhöben, das wahre Erbe Jesu Christi darzustellen. Christus aber könne nicht
zerteilt werden erinnerte er noch einmal an die Worte Paulus’. Drei Monate vor ihrer
Heiligsprechung erinnerte Papst Franziskus auch an die Beiträge Papst Johannes XXIII.
und Papst Johannes Paul II. für die Einheit, beide hätten in ihrem Amt die katholische
Kirche auf die Wege der ökumenischen Entwicklung geführt:
„Papst Johannes
XXIII, indem er neue und zuvor fast undenkbare Wege eröffnete, Papst Johannes Paul
II., indem er den ökumenischen Dialog als allgemeinen und unumgänglichen Aspekt des
Lebens jeder Teilkirche hinstellte. Ihnen geselle ich auch Papst Paul VI. hinzu, einen
weiteren großen Protagonisten des Dialogs, an den wir gerade in diesen Tagen anlässlich
des fünfzigsten Jahrestags seiner historischen Umarmung mit dem Patriarchen Athenagoras
von Konstantinopel in Jerusalem denken.“
Als Erbe dieser Päpste sei nun
das Amt selber nicht mehr ohne die Dimension des ökumenischen Dialoges denkbar, er
sei „ein wesentlicher Aspekt im Amt des Bischofs von Rom geworden“.
„Wir
können auch sagen, dass der ökumenische Weg erlaubt hat, das Verständnis des Amtes
des Nachfolgers Petri zu vertiefen, und wir sollen zuversichtlich sein, dass dieser
Weg auch für die Zukunft weiter in diesem Sinn seine Wirkung tut. Wir schauen dankbar
auf die Schritte zurück, die der Herr uns hat vollbringen lassen. Und wir verbergen
einander nicht die Schwierigkeiten, die der ökumenische Dialog heute durchläuft. So
bitten wir, dass wir alle mit der Gesinnung Christi erfüllt werden, um der von ihm
gewollten Einheit entgegengehen zu können.“
Zur Gebetswoche und zur Vesper
nach Rom gekommen waren unter anderem als Vertreter des orthodoxen Patriarchates von
Konstantinopel Metropolit Gennadios und als Vertreter des anglikanischen Erzbischofs
von Canterbury Bischof David Maxon.