Südsudan: Waffenstillstand ist nur die halbe Miete
„Eine Atempause, um
zurückzukehren zum Leben“, so bezeichnet der apostolische Verwalter von Malakal im
Südsudan die kürzlich beschlossene Waffenruhe im Südsudan. Roko Taban traut der vereinbarten
Kampfpause noch nicht ganz über den Weg: „Erst die nächsten zwei oder drei Tage werden
über den Waffenstillstand entscheiden.“ Man müsse abwarten, ob Ex-Vize-Präsident Riek
Machar noch volle Kontrolle über die verschiedenen Gruppen habe, die bisher an seiner
Seite gekämpft haben. Es gehe aber auch um die Freilassung der Führer und Offiziellen,
die im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Putschversuch Mitte Dezember verhaftet
worden waren.
Aufatmen im Südsudan: Nach mehr als einem Monat der Kämpfe haben
sich die Verhandlungspartner in Addis Abeba am Donnerstagabend auf einen Waffenstillstand
geeinigt; an diesem Freitag sollte er in Kraft treten. Der Konflikt zwischen den Anhängern
des Präsidenten Salva Kiir und den Rebellen um den ehemaligen Vizepräsidenten Riek
Machar hat allerdings blutige Spuren hinterlassen: Nach Angaben der Vereinten Nationen
kamen Tausende von Menschen bei den Kämpfen ums Leben, mehr als eine halbe Million
Menschen wurden vertrieben.
Der Waffenstillstand verschafft jetzt erst einmal
wieder etwas Luft, meint der Direktor der Zeitschrift „Nigrizia“, in der sich Comboni-Missionare
dem südafrikanischen Kontinent widmen. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt Efrem Tresoldi:
„Das
ist zweifellos ein positiver Schritt. Wir müssen aber sehr vorsichtig sein – so wie
es auch all die Agenturen sind – denn die Spannung im Land ist weiterhin hoch. Hinzu
kommt eine gewisse Skepsis, inwieweit es wirklich möglich sein wird, die verschiedenen
Rebellengruppen im Land kontrollieren zu können. Einige von ihnen sind nicht gewillt,
die Waffen ruhen zu lassen und sich an den Waffenstillstand zu halten.“
Auf
dem Weg zu Frieden und Wiederversöhnung sei der fragile Waffenstillstand sowieso nur
ein erster Schritt:
„Wir müssen jetzt abwarten und sehen, inwieweit das
funktioniert mit den in der Vereinbarung festgehaltenen Überwachungen des Waffenstillstands.
Ein weiterer Punkt sind die humanitären Hilfskorridore, die auch tatsächlich realisiert
werden müssen, damit die Hilfe für die mehr als eine halbe Million Vertriebenen ankommen
kann.“
Die Internationale Gemeinschaft und die verschiedenen Hilfsorganisationen
im Gesundheitsbereich und im Bereich der Menschenrechte müssten durch eine starke
Präsenz in der Politik jetzt weiter dafür sorgen, dass der Friedensprozess beginnen
kann. In diesem Zusammenhang lobt Tresoldi beispielsweise das Weiße Haus dafür, dass
es Glückwünsche zum Waffenstillstand übermittelte:
„Das ist sehr wichtig.
Es ist ein Zeichen, das auch aus den anderen europäischen Kanzlerämtern kommen sollte,
damit die, die den Frieden wirklich lieben und an ihn glauben die internationale Unterstützung
und Solidarität spüren.“