2014-01-24 12:23:11

Kommentar: „Hollande wirbt um Gunst der Katholiken“


RealAudioMP3 François Hollande will seinen Besuch im Vatikan nach Angaben eines Beraters als „starke Botschaft des Dialogs und der Aufmerksamkeit für die Katholiken“ verstanden wissen. Dabei erntete er mit umstrittenen Gesetzesvorhaben zuletzt viel Kritik gerade von katholischer Seite. So verabschiedete das französische Parlament am Dienstagabend noch ein umstrittenes Abtreibungsgesetz, nach dem Frauen künftig auch dann straffrei abtreiben können, wenn sie sich nicht „in einer Notlage“ befinden. Weitere „heiße Eisen“ sind die Einführung der so genannten gleichgeschlechtlichen „Ehe“, die bedingte Zulassung der embryonalen Stammzellforschung und die aktive „Sterbehilfe“: Das sind alles Fragen, die „in den Kern des christlichen Glaubens eingreifen“, erinnert Stefan Lunte von der Europäischen Kommission der Bischofskonferenzen (COMECE). Dabei gehe es ebenso um die Frage, wie Christen in Frankreich überhaupt wertgeschätzt würden, so Lunte im Gespräch mit dem Domradio Köln:

„Es hat zum Beispiel sehr sehr lange gedauert, bis die französischen Verantwortlichen – Innenminister und Staatspräsident – sich geäußert haben zur Profanierung von Kirchen und zu den brutalen Demonstrationen in Kirchenräumen; das sind Dinge, die schwer auf dem Verhältnis von Katholiken zur gegenwärtigen Regierung lasten.“

Ein Dauerspannungsfeld zwischen französischem Staat und Religionsgemeinschaften ist die Laizität und der Laizismus, sprich: Nutzt der Staat seine weltanschauliche Neutralität, um freie Religionsausübung positiv zu schützen und zu begünstigen? Oder definiert er den öffentlichen Raum tendenziell als frei von religiösem Bekenntnis? Die teils widersprüchlichen Urteile französischer Gerichte zum Tragen religiöser Symbole spiegeln die gesellschaftliche wie behördliche Verunsicherung bei diesem Thema wider. Wie ist vor diesem Hintergrund der Besuch des französischen Präsidenten beim Papst einzuordnen? Hollande wirbt um die Gunst der Katholiken und um Konsens im Land, urteilt Stefan Lunte:

„Das ist ein ganz klar erkennbares Motiv dieses Besuches. Das ist ja kein Besuch, der von Seiten des Vatikans eingefädelt wurde, niemand wird eingeladen vom Papst, sondern man erbittet eine Audienz. Und das ist vor einem Monat, erst vor wenigen Wochen, geschehen. Und es geht ganz klar darum, aus Sicht des französischen Präsidenten vor allem vor den bevorstehenden Kommunalwahlen für ein wenig gute Stimmung zu sorgen. Es besteht die Hoffnung, dass sich das Klima zwischen dem französischen Präsidenten und den Katholiken verbessert.“

Wird das reichen? Wird Hollande damit Erfolg haben? Lunte glaubt, nein:

„Ich bin da skeptisch, weil gerade die Ankündigung zum Sterbehilfegesetz doch jetzt auch weit übergreifend in alle Lager der katholischen Kirche hinein für viel Unruhe sorgt.“

(domradio/kna 24.01.2014 pr)








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