2014-01-24 12:36:02

Hollande zum Papst: „Bis bald“


Papst Franziskus hat am Freitagmorgen den französischen Präsidenten François Hollande empfangen. Es war das erste Treffen zwischen den beiden. Bei ihrem Gespräch ging es unter anderem um Familie und Lebensschutz – zwei Themen, bei denen die Positionen der Kirche und der Pariser Regierung auseinanderklaffen. Hollande ermunterte den Vatikan außerdem zu noch mehr Engagement für einen Frieden in Syrien und lud Franziskus nach eigenen Angaben zu einem Besuch nach Frankreich ein.

„Heiliger Vater, ich bin sehr froh, hier empfangen zu werden“, sagte Hollande dem Papst beim ersten Händeschütteln für die Kameras im Apostolischen Palast. Und staatsmännisch fügte er mit Blick auf die Journalisten an: „Solche Hindernisse sind wir gewöhnt“. Der Papst war da schon etwas ernster, als er sich mit Hollande zum Gespräch in die Bibliothek zurückzog. Es ging ja auch um ernste Fragen – so sieht es jedenfalls die katholische Kirche, die mit Frankreichs aktueller politischer Führung in gleich mehreren Punkten aneinandergerät: Ob Lebensschutz, die Ehe oder die Stellung der Religion im laizistischen Staat – die liberalen Bestrebungen des aktuellen Präsidenten munden weder dem Vatikan noch Frankreichs Bischöfen allzu sehr.

Im Vatikanstatement über die rund 35-minütige Unterredung, die in der Bibliothek des Apostolischen Palastes stattfand, hieß es dann auch recht sachlich, der „Beitrag der Religion zum Gemeinwohl“ sei „festgestellt“ worden. Auf Grundlage der „bestehenden guten Beziehungen“ zwischen Frankreich und dem Heiligen Stuhl sei der „beiderseitige Einsatz für das Beibehalten eines regulären Dialoges zwischen Staat und katholischer Kirche“ bekräftigt worden. Dazu gehöre eine „konstruktive Zusammenarbeit in Fragen gemeinsamen Interesses“.

Was sich Papst und Präsident über die „heißen Eisen“ wie etwa Abtreibung, die gleichgeschlechtliche Ehe und Euthanasie sagten, wurde im Einzelnen nicht bekannt. Im Kontext der Menschenwürde sei es im Gespräch um verschiedene aktuelle Themen wie die Familie, Bioethik, den Respekt gegenüber religiösen Gemeinschaften und den Schutz der Kultstätten gegangen, zählte der vatikanische Pressesaal hier lediglich auf.

Besonderen Raum hätten im Gespräch über internationale Themen die „Konflikte im Nahen Osten und in einigen Regionen Afrikas“ gehabt, hieß es im Vatikanstatement weiter. Hier hoffe man darauf , dass in den betreffenden Ländern wieder Frieden einkehre – durch „Dialog und Teilhabe aller gesellschaftlicher Komponenten“ sowie durch „Respektierung der Rechte aller, vor allem der ethnischen und religiösen Minderheiten“. Hollande drängte hier auf ein noch stärkeres Engagement des Vatikan für eine friedliche Lösung in Syrien, gab der Präsident im Anschluss gegenüber Medienvertretern bekannt. So habe er vorgeschlagen, der Papst solle Vertreter des syrisch-demokratischen Oppositionsbündnisses empfangen. Der Vatikan könne damit deutlich machen, dass der Bürgerkrieg nur durch eine pluralistische Politik beendet werden könne. Hollande bekräftigte, die derzeitigen Verhandlungen in der Schweiz müssten zu einer Umwandlung des Landes führen. Dafür könne Papst Franziskus auch bei seiner Reise ins Heilige Land im Mai wichtige Zeichen setzen. Franziskus und er seien sich einig darüber, dass die Christen in der Region nicht aus ihrer uralten Heimat verdrängt werden dürften und Schutz benötigten, so Hollande weiter.

Weitere Themen, die beim Gespräch zwischen Papst und Präsident zur Sprache kamen, waren laut dem vatikanischen Pressesaal Armut und Entwicklung, Migration und die Umwelt.

Als Geschenk übergab Hollande dem Papst ein Buch über den heiligen Franz von Assisi von Maurice Boutet de Monvel aus dem Jahr 1929. „Das ist auch Ihr heiliger Patron“, sagte der Papst dem Präsidenten und lächtelte endlich wieder. Hollande verabschiedete sich mit den Worten: „Bis bald“.

Im Anschluss traf sich Hollande noch mit dem vatikanischen Staatssekretär Pietro Parolin und „Außenminister“ Dominique Mamberti. In der insgesamt fünfzehnköpfigen Delegation des Präsidenten waren auch der französische Innenminister Manuel Valls und der Umweltpolitiker Nicolas Hulot. Begleitet wurde er weiter vom französischen Pater Georges Vandenbeusch, der zuletzt von Islamisten der Gruppe Boko Haram mehr als einen Monat lang in Kamerun festgehalten und am 31. Dezember letzten Jahres befreit worden war. Der Papst zeigte sich „sehr glücklich“, ihn zu treffen, und schloss ihn in seine Arme. Mit Ausnahme von Georges Pompidou sind seit 1958 alle französischen Staatschefs im Vatikan gewesen. Nicolas Sarkozy wurde zwei Mal empfangen.


(rv/kna 24.01.2014 pr)








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