Papstbotschaft: Wie zeigt sich „Nächster sein“ in den Medien?
„Oft genügt es, durch
die Strassen einer Stadt zu gehen, um den Kontrast zu sehen zwischen den Menschen,
die auf dem Bürgersteig leben, und den funkelnden Lichtern der Geschäfte.“ Das schreibt
Papst Franziskus in einer Botschaft zum Thema Medien, die der Vatikan an diesem Donnerstag
veröffentlicht hat. „Wir haben uns so an all das gewöhnt, dass es uns nicht mehr beeindruckt.“
Die Botschaft gilt dem kirchlichen Weltmedientag vom Freitag, der unter dem Motto
steht: „Kommunikation im Dienst einer authentischen Kultur der Begegnung“.
Die
Welt werde immer kleiner, die Entwicklungen in der Kommunikationstechnik bringen immer
engere Verbindungen, wir werden durch die Globalisierung immer abhängiger voneinander,
trotzdem „gibt es weiterhin – bisweilen ausgeprägte – Spaltungen innerhalb der Menschheitsfamilie“,
so der Papst in seiner Botschaft. Die Welt leide an vielfältigen Formen des Ausgeschlossenseins,
der Ausgrenzung und der Armut. Da könnten die Medien helfen - indem sie den Gedanken
der Einheit stark machen und dazu beitragen, ein Gefühl für die eine Menschheitsfamilie
zu entwickeln, „das uns zur Solidarität und zum ernsthaften Einsatz für ein würdigeres
Leben drängt“. Gute Kommunikation schaffe Einheit und überwinde Mauern, so Papst Franziskus.
Die
Medienbotschaft sei ein ganz und gar „franziskanisches“ Dokument. So erläuterte sie
der Präsident des Päpstlichen Medienrates, Erzbischof Claudio Maria Celli, bei einer
Pressekonferenz im Vatikan.
„Wir finden in der Botschaft wichtige Linien
einer Ekklesiologie [Lehre von der Kirche], die Papst Franziskus seit den ersten Tagen
seines Pontifikates entwickelt. Es sind Richtlinien, welche die vielfältigen Themen
aus Welt der Kommunikation zusammen führen. In dieser Botschaft entsteht das Bild
einer Kirche, die kommunizieren will.“
Zur Vorbereitung des Textes habe
der Rat Fachleute – Wissenschaftler wie auch in Medien tätige – befragt und dem Papst
dann drei Themen vorgelegt. Dieser habe dann das Thema „Kommunikation im Dienst einer
authentischen Kultur der Begegnung“ ausgewählt, so Celli. Ein Thema, dass in die Lehre
dieses Pontifikates passe:
„Es entsteht ganz ohne Zweifel ein Zusammenspiel
zwischen dem Bild der Kirche, wie der Papst sie sieht, und der Welt der Kommunikation.
Es ist eine Trilogie, die durch diesen Text klingt: Nähe, Verbindung und Begegnung.“
„Vernetzung
kann auch zu Absonderung führen"
Probleme entstünden in unserer neuen
Welt durch die Geschwindigkeit der Information, die unsere Reflexions- und Urteilsfähigkeit
übersteige, sinniert Franziskus in der Medienbotschaft. Es bestehe die Gefahr, nur
die Informationen zuzulassen, die den eigenen Erwartungen oder den eigenen Interessen
entsprächen. „Der Wunsch nach digitaler Vernetztheit kann am Ende dazu führen, dass
wir uns von unserem Nächsten absondern, von dem, der uns ganz nahe ist.“
Der
Papst will das aber nicht als Ablehnung, sondern als Auftrag verstanden wissen. Das
Ziel jeder Kommunikation sei letztlich die persönliche Begegnung. „Der Mensch bringt
sich selbst vollständig zum Ausdruck nicht dann, wenn er einfach toleriert wird, sondern
wenn er weiß, dass er wirklich angenommen ist. Wenn wir wirklich den anderen zuhören
möchten, dann werden wir lernen, die Welt mit anderen Augen zu sehen, dann werden
wir die Erfahrung der Menschen, wie sie sich in den verschiedenen Kulturen und Traditionen
zeigt, schätzen lernen.“ Von da aus ist es für den Papst nur ein Sprung zu seinem
Lieblings-Gleichnis vom barmherzigen Samariter: „Wer kommuniziert, eine Verbindung
aufnimmt, macht sich zum Nächsten.“
„Habt keine Angst, Bürger der digitalen
Welt zu werden“
Erzbischof Celli weist in diesem Zusammenhang auf die
Bedeutung gerade des vom Papst gewählten Gleichnisses hin:
„Ich möchte
an dieser Stelle an eine Rede erinnern, die Papst Paul VI. im Dezember 1965 beim Abschluss
der letzten Sitzung des Zweiten Vatikanischen Konzils machte. Ich darf eine besondere
Passage aus dieser Rede zitieren: Die alte Geschichte vom Samariter ist das geistliche
Paradigma des Konzils. Eine unermessliche Sympathie erfüllt ihn. Die Entdeckung der
menschlichen Nöte hat die Aufmerksamkeit unserer Synode ganz aufgesogen.“
Jesus
kehre die Perspektive um, so der Papst in der Botschaft: Es gehe nicht darum, den
anderen als seinesgleichen anzuerkennen, sondern es gehe um die eigene Fähigkeit,
sich dem anderen gleich zu machen. „Kommunizieren bedeutet also, sich bewusst machen,
dass wir Mitmenschen sind, Kinder Gottes. Ich definiere diese Macht der Kommunikation
gerne als „Nächster sein“.“
Papst Franziskus betont einmal mehr eine seiner
wichtigsten Botschaften: „Bei der Alternative zwischen einer Kirche, die auf die Straße
geht und dabei Probleme bekommt, und einer Kirche, die an Selbstbezogenheit krank
ist, habe ich keine Zweifel, der ersten den Vorzug zu geben.“ Das gelte auch für die
digitalen Wege, auf denen Menschen unterwegs seien, die verwundet sind, „Männer und
Frauen, die eine Rettung oder eine Hoffnung suchen.“ Die Botschaft des Papstes: „Habt
keine Angst, Bürger der digitalen Umwelt zu werden.“