2014-01-21 11:41:23

„Ausgerechnet jetzt...“


Der vatikanische „Innenminister“ Angelo Becciù ist unzufrieden mit Elmar Mäder. Der frühere Kommandant der Schweizergarde hatte am Wochenende in einer Zeitschrift über angebliche homosexuelle Seilschaften im Vatikan gesprochen. Es sei leicht, die Existenz einer solchen Lobby einfach zu behaupten, „ohne Vor- und Familiennamen zu nennen“, sagte Erzbischof Becciù, Substitut im Staatssekretariat, am Dienstag in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“. Der Vatikan gehe jedem begründeten Verdacht auf eine Homosexuellen-Seilschaft nach; erst kürzlich seien „zwei Personen im Dienst der Kurie“ bei einer Überprüfung „von einem entsprechenden Verdacht vollständig entlastet“ worden. Das lehre, „dass man aufpassen sollte, bevor man solche Vorwürfe erhebt“, so Becciù. Papst Franziskus sei „der Erste, der Klarheit will“, und das gelte „für uns alle“. Becciù wörtlich: „Mein Büro steht offen. Wenn Elmar Mäder kommen und sagen will, auf wen er sich genau bezieht, stehe ich zur Verfügung“.

Mäder hatte der Zeitung „Schweiz am Sonntag“ am Wochenende mit Blick auf ein Schwulen-Netzwerk im Vatikan gesagt: „Meine Erfahrungen sprechen für die Existenz eines solchen“. Zuvor veröffentlichte Aussagen eines ehemaligen Schweizergardisten über sexuelle Belästigungen durch Geistliche im Vatikan hatte Mäder jedoch teils als „Räubergeschichten“ bezeichnet. Mäder war von 2002 bis 2008 Kommandant der Schweizergarde.

Bereit, konkrete Vorwürfe anzuhören

„Wenn der frühere Kommandant sich so geäußert hat, macht ihm das keine Ehre und beleidigt die Schweizergarde“, sagte Becciù in dem Interview weiter. Ihn wundere auch sehr der Zeitpunkt des Mäder-Interviews: „ausgerechnet jetzt, wo wir eine so schöne und wichtige spirituelle Zeit erleben und wo Papst Franziskus für einen transparenten und sauberen Vatikan arbeitet“. Auf die Frage, ob der Bericht der Kardinalskommission zur Vatileaks-Affäre auch von Homosexuellen-Seilschaften im Vatikan spreche, sagte der Erzbischof: „Den Inhalt des Berichts kennt nur der Papst. Darüber kann man nichts sagen und wissen“.

(repubblica/kna 21.01.2014 sta)








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